Grafik: Der Standard
Oxford/Graz - Eine von britischen und australischen Medizinern entwickelte Impfung gegen Hautkrebs geht in die klinische Testphase. Die Impfung könnte das Immunsystem befähigen, gegen Melanome anzukämpfen. Sie wird bis 2005 an 100 Personen erprobt. Jedem 100. Österreicher wächst mindestens einmal im Leben ein tumorhaftes Muttermal auf der Haut.

Melanome entstehen nach übermäßiger und wiederholter Sonnenbestrahlung. Wer schon als Kind Sonnenbrände erlitt, ist besonders gefährdet. Für jeden 25. betroffenen Österreicher geht der Hautkrebs tödlich aus. Er gilt als der bösartigste Krebs, weil er nur drei oder vier Millimeter dick werden muss, um Metastasen zu bilden. Diese können binnen wenigen Wochen sämtliche Organe des Körpers befallen. Einziger "Vorteil" sind die hohen Erfolgsraten bei der Früherkennung: Wird der Tumor rechtzeitig entfernt, hat der Krebs meistens ein Ende.

Andere Strukturen

Auf dem Gebiet Krebsimpfungen - etwa gegen Brust-, Darm-, Lungen- oder Prostatakrebs - wird derzeit zwar intensiv geforscht, jedoch mit großen Hürden. Denn Tumorzellen werden vom Immunsystem nicht als "fremd" erkannt und daher nicht bekämpft: "Tumorzellen haben zwar andere Strukturen als gesunde Zellen, sind aber körpereigen", erklärt Josef Smolle von der Universitätsklinik für Venerologie und Dermatologie in Graz dem STANDARD.

Vincenco Cerundolo vom Weatherall Institute für Molekularmedizin in Oxford erklärt, warum ein Vakzin gegen Melanome Aussichten auf Erfolg habe: "Melanomzellen produzieren das Protein NY-ESO-1. Das Immunsystem kann lernen, es zu erkennen und den Tumor, der es erzeugt, zu bekämpfen." Allerdings hätte das Immunsystem bei bisherigen Impfungen dafür immer zu lange gebraucht, sagt er.

Das neue Vakzin besteht aus einem synthetischen NY-ESO-1. Es soll dem Immunsystem lernen, Tumore früher aufzuspüren. In ersten Studien am Ludwig Institute for Cancer Research in Melbourne verringerte sich die Rückfälligkeitsrate nach einer Melanomentfernungen um ein Drittel.

"Lohnendes Forschungsgebiet"

"Impfungen sind ein lohnendes Forschungsgebiet. Doch hat es bisher keine ,Meilensteine' gegeben": So schätzt es Smolle ein. In Graz hätte man sich daher auf eine Verbesserung der Früherkennung konzentriert - mit digitaler Bildverarbeitung.

Bisher mussten die Dermatologen ein Muttermal zuerst herausschneiden, um es unter dem Mikroskop untersuchen zu können. Muttermale, die ihr Erscheinungsbild veränderten, wurden daher immer auf Verdacht entfernt. Der Grazer Laser-Scan hingegen ist Mikroskopie schon auf der Haut: Millimeter für Millimeter scannt er verdächtige Stellen ab. Das Bild wird dann mit so genannter Tissue Center Analysis analysiert, die gutartige und bösartige Zellveränderungen unterscheidet. Die Auswertungsmethode ist aber noch nicht völlig wasserdicht: "Die Erfolgsrate liegt derzeit bei 95 Prozent", sagt Smolle. Tumorverdächtige Muttermale würden bis auf weiteres daher schon beim leisesten Verdacht entfernt. (Eva Stanzl/DER STANDARD, Printausgabe, 22.76.2004)