John Kerry am Revers: Wahlkampfhelferin Heike Warmuth (rechts) traf Kerrys Ehefrau Teresa Heinz bei einer der Spendenveranstaltungen der Demokraten in New York.

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Die Frage hört sie oft: "Was bewegt einen Europäer, als freiwilliger und unbezahlter Mitarbeiter bei unseren Wahlen mitzuarbeiten?" Heike Warmuth, eigentlich Pressesprecherin der Grünen in Wien, hat dann immer ihre Antwort parat: "Weil die Wahl des Präsidenten der USA nicht nur die Amerikaner, sondern auch den Rest der Welt etwas angeht."

Und wahrscheinlich, so sagt sie, weil es die wichtigsten und langfristig folgenschwersten Wahlen für die USA für lange Zeit seien.

Seit Anfang Mai diesen Jahres arbeitet Heike Warmuth im New Yorker Hauptquartier der "Kerry for President"-Kampagne – mit Arbeitsbeginn manchmal um sieben Uhr, Arbeitsende oft in den späten Nachtstunden.

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Kerry sei mehr als die Formel "Anybody But Bush", das Wahlargument, das nun jeder Kandidat besser sei als der amtierende US-Präsident, meint die 35-Jährige: "Er weiß um die sozialen und wirtschaftlichen Probleme des Landes. Für einen Europäer ist zusätzlich besonders wichtig, dass Kerry offenbar begreift, wie wichtig die internationale Zusammenarbeit ist."

Die Idee, einmal einen amerikanischen Wahlkampf hautnah mitzuerleben, hatte Warmuth schon seit 1996, als sie während des Clinton-Dole- Wahlkampfes acht Monate in den USA lebte.

Kurz entschlossen sammelte die Österreicherin Anfang diesen Jahres alle ihre Urlaubstage und Überstunden und als das für einen dreimonatigen Aufenthalt nicht ausreichte, ließ sie sich kurzerhand für den Rest karenzieren.

Das Zimmer, das sie im bunten East Village in New York zu dem stolzen Preis von 1000 US-Dollar mietet, bezahlt sie aus ihren Ersparnissen – kann aber dafür den Blick auf das Empire State Building und das Chrysler Building genießen.

"Komm doch vorbei und arbeite mit uns", hieß es einfach in Kerrys New Yorker Büro. Am ersten Tag, als sie ihren "Dienst" antrat, wurde sie zunächst für Büroarbeiten eingesetzt.

Sehr bald erkannten die Kerry-Leute jedoch Warmuths Organisationstalent und übernahmen sie in das politische Team, das mit klassischen Wahlkampfaufgaben, etwa dem Straßenwahlkampf, der Organisierung von "Meetups" (informelle und über das Internet organisierte Treffen von Kerry-Anhängern) und der Zuschauerbeteiligung von Wahlhelfern bei Early Morning Shows beauftragt war.

Party mit Paul Simon

Bei einem Fundraising mit dem Musiker Paul Simon in dessen Privathaus im New Yorker Nobelvorort New Canaan in Connecticut lernte Heike Warmuth zum ersten Mal "ihren" Kandidaten kennen.

Er war sichtlich erfreut, eine Wienerin in seinem Team zu wissen. Kerry hat jedenfalls einen großen Eindruck hinterlassen: "So wie ich ihn erlebt habe, sowohl bei Reden als auch im Fernsehen und meiner kurzen persönlichen Begegnung mit ihm, sehe ich seinen größten Vorteil in seiner starken Persönlichkeit: Er ist eloquent, vertrauenserweckend und einer jener Politiker, die erst überlegen, bevor sie sprechen.

Für einen einzelnen Menschen gehört eine große Portion Courage und Überzeugung dazu, ein so großes und kulturell diverses Land mit nahezu 300 Millionen Einwohnern regieren zu wollen. Aber ich trau es ihm zu."

Ob sich die Methoden eines amerikanischen Wahlkampfes etwa beim Spendeneintreiben und bei der Mobilisierung von Wählern auch auf Österreich anwenden lassen, glaubt die Grünen-Sprecherin allerdings nicht so recht. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.7.2004)