Karl Öllinger macht der ÖVP mit seiner Kritik an der Harmonisierung keine Freude.

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Wenn ÖVP-Politiker dieser Tage die Kritiker der Pensionsreform geißeln, darf ein Name nicht fehlen: der des grünen Sozialsprechers Karl Öllinger. In einem Atemzug mit ÖGB und SPÖ wird der ehemalige Genosse als Bremser genannt – und hinter vorgehaltener Hand sogar als eine der größten personellen Hürden für Schwarz-Grün.

Öllinger, so wird von konservativer Seite kolportiert, soll deshalb in Zukunft nicht mehr das einzige grüne Sprachrohr in Sachen Sozialpolitik sein. Ihm sollen verstärkt regierungsfreudigere Exponenten wie Frauensprecherin Brigid Weinzinger oder Bundesgeschäftsführerin und Wirtschaftssprecherin Michaela Sburny zur Seite gestellt werden. Beide haben sich auch schon zur Pensionsreform zu Wort gemeldet.

Tatsächlich orientieren sich die Grünen derzeit wieder stärker in Richtung Schwarz-Grün. "Ich treffe derzeit niemanden, der in Richtung Rot-Grün denkt", bestätigt ein grünes Vorstandsmitglied, "die Tatsache, dass wir nach den nächsten Wahlen wieder mit der ÖVP verhandeln werden, stellt niemand mehr in Frage." Verärgert ist man bei den Grünen hingegen über die SPÖ und Parteichef Alfred Gusenbauer. "Da herrscht Eiszeit, die SPÖ agiert atmosphärisch ungeschickt."

Geschickter verhält sich da schon die ÖVP. Regelmäßig umgarnt ÖVP-Klubobmann Wilhelm Molterer Parteichef Alexander Van der Bellen oder Parteivize Eva Glawischnig. "Aber soweit, dass sich die ÖVP aussuchen darf, wer bei uns etwas zu sagen hat und wer nicht, ist es noch nicht", meint Öllinger. (Barbara Tóth/DER STANDARD, Printausgabe, 22.7.2004)