Banja Luka/Belgrad - Die bosnisch-serbische Polizei ist am Mittwoch bei einem neuerlichen Versuch gescheitert, die gesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic und Ratko Mladic festzunehmen. Der Einsatz im Südosten des Landes war seit dem frühen Morgen aufgrund eines Hinweises gestartet und ergebnislos beendet worden, teilte Polizeichef Radomir Njegus mit.

Es habe Informationen gegeben, wonach sich der frühere bosnische Serbenführer Karadzic und der einstige Armeechef Mladic in einer Kaserne und einem Motel in Bileca in der Region Trebinje nahe der Grenze zu Montenegro aufhielten. Nach Angaben der kroatischen Nachrichtenagentur Hina endete die Polizeiaktion um 11.00 Uhr erfolglos.

Anklagen

Karadzic und Mladic sind vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien wegen Völkermords, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Krieges 1992 bis 1995 angeklagt. Die zu Bosnien-Herzegowina zählende bosnisch-serbische Teilrepublik hat als einziger Teil des ehemaligen Jugoslawien noch keinen mutmaßlichen Kriegsverbrecher festgenommen.

Aufruf

Am Dienstag hatte das bosnisch-serbische Parlament die Gesuchten aufgerufen, sich der Justiz zu stellen und die Regierung aufgefordert, mit dem UN-Tribunal zusammenzuarbeiten.

Mladic soll ein Angebot aus Belgrad zur freiwilligen Aufgabe abgelehnt haben. Wie es in einem Bericht der Belgrader Zeitung "Blic" vom Mittwoch heißt, sollen Vertreter der serbischen Regierung über Mittelsmänner Kontakt zu Mladic aufgenommen haben.

Angebot

Als Gegenleistung für eine Aufgabe seien finanzielle Hilfen für seine Verteidigung vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeboten worden. Am Dienstag hatte US-Außenminister Colin Powell bei einem Treffen in Washington an den serbischen Präsidenten Boris Tadic appelliert, die Festnahme Mladics zu erreichen.

Der Verteidigungsminister von Serbien und Montenegro, Prvoslav Davinic, bestritt, dass Mladic sich unter Armeeschutz in Serbien aufhalte. Mladic werde nicht von aktiven Soldaten beschützt, aber das könne er nicht auch für Offiziere im Ruhestand sagen, sagte Davinic während eines Besuchs in Sarajevo.

Die Auslieferung von Mladic gilt als Hauptbedingung für die Fortsetzung der westlichen Hilfen an Serbien und die Annäherung des Balkanlandes an die euro-atlantische Integrationen. Er wird unter anderem für den Befehl zur Ermordung von etwa 8000 Moslems in Srebrenica 1995 verantwortlich gemacht. (APA/dpa/Hina)