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Foto: Reuters/ALEXANDRA WINKLER
Berlin - Wegen der starken Exportentwicklung haben die Wirtschaftsweisen ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in Deutschland etwas erhöht. Da die Binnennachfrage jedoch schwächer als erwartet verlaufe, sei mit besseren Aussichten auf dem Arbeitsmarkt erst 2005 zu rechnen.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung überarbeitete im Juli seine Einschätzung etwas, wie der Gremiumsvorsitzende Wolfgang Wiegard am Montag der Nachrichtenagentur Reuters sagte.

"Nach dieser Rechnung kommen wir auf 1,8 Prozent Wachstum." Die neue Prognose weiche nur minimal von den bisher erwarteten 1,6 bis 1,7 Prozent ab, aber die Aufwärtssignale seien nun deutlicher.

Exportplus von zehn Prozent

Dabei werde das Exportwachstum weit höher ausfallen als noch im Gutachten von November 2003 mit knapp fünf Prozent angenommen. "Wir rechnen nun mit einem Exportplus in der Größenordnung von fast zehn Prozent", sagte Wiegard.

Wegen der lahmen Binnenkonjunktur erwarteten die Sachverständigen aber nur noch einen Anstieg der privaten Konsumausgaben in diesem Jahr um rund 0,3 Prozent. Im November waren sie noch von knapp einem Prozent Zuwachs ausgegangen.

Wegen des seit Monaten boomenden Exports hatten zuletzt die meisten führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Wachstumsprognose ebenfalls auf rund 1,8 Prozent erhöht.

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) bekräftigte am Montag, dass die Bundesregierung von einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 1,6 bis 1,8 Prozent ausgehe. Die deutsche Exportbranche hatte jüngst ihre Ausfuhrerwartungen nahezu verdreifacht auf ein Plus von 9,5 bis 11 Prozent.

Boomende Weltwirtschaft

Im laufenden Jahr wird Deutschland nach den Worten Wiegards hauptsächlich von der boomenden Weltwirtschaft und den USA profitieren, die jeweils um rund 4,5 Prozent wachsen dürften. "Die deutschen Exporte könnten in der zweiten Jahreshälfte vielleicht etwas zurückgehen", sagte Wiegard.

Dies sollte aber keine Sorge bereiten. Problematisch sei vielmehr die nach wie vor schwache Inlandskonjunktur, wobei vorerst der Funke vom Export noch nicht überspringe. "Das wird so schnell nicht der Fall sein." Erst 2005 werde der Konsum spürbar anziehen.

Dies führe auch dazu, dass mit einem Stillstand des Beschäftigungsabbaus nicht mehr Mitte 2004 zu rechnen sei. "Das wird nach hinten geschoben", sagte Wiegard. Die Beschäftigungsaussichten würden sich erst mit einer Belebung der Binnennachfrage im kommenden Jahr verbessern. (APA/Reuters)