Belgrad - Die Bürger Serbiens stehen dem
UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag offenbar weiterhin
mehrheitlich kritisch gegenüber. In einer Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts "Faktor plus" im Auftrag der
auflagenstärksten Belgrader Tageszeitung "Politika" sprach sich fast
die Hälfte der Befragten (48,2 Prozent) für Kriegsverbrecherprozesse
vor heimischen Gerichten aus. Weitere 13,7 Prozent meinten, man solle
die Haager Angeklagten in Ruhe lassen, also auch nicht festnehmen.
Ausdrückliche Unterstützung für eine Auslieferung an das UNO-Tribunal
äußerten lediglich 12,5 Prozent der Befragten.
Rund zwei Drittel der Bürger (68,6 Prozent) sind laut der Umfrage
der Ansicht, dass das Haager Tribunal im Hinblick auf die Angeklagten
je nach ethnischer Zugehörigkeit unterschiedlich agiert. Nur rund
fünf Prozent halten das Tribunal für eine völlig unparteiische
Institution.
Die Mehrheit der Serben scheint nicht zu glauben, dass die
mögliche Auslieferung der Angeklagten im eigenen Land schwerwiegende
Folgen haben würde. Gut ein Drittel (34 Prozent) der Befragten ist
überzeugt, dass nichts Wesentliches passieren würde. 20,8 Prozent
erwarten jedoch eine Regierungskrise.
Auch, wenn sich die Befragten mehrheitlich gegen eine Auslieferung
der Angeklagten aussprechen, sind sie laut der Umfrage überzeugt,
dass es dazu kommen wird. Das letzte Wort in dieser Sache hat nach
Ansicht von 28 Prozent der Befragten der serbische Regierungschef
Vojislav Kostunica. (APA)