Beirut - Ein Miliz-Kommandant der pro-iranischen Schiiten-Organisation Hisbollah im Libanon ist bei einem Autobombenanschlag im Süden von Beirut ums Leben gekommen. Der schiitische Fernsehsender "Al Manar" zeigte am Montag Bilder des ausgebrannten Fahrzeugs. Die Explosion sei ausgelöst worden, als der 40-jährige Ghaleb Awali am Morgen vor seinem Haus den Motor des Wagens anlassen wollte. Ein Sprecher der Hisbollah bezeichnete den Getöteten als "bedeutenden Widerstandskämpfer" gegen Israel.

"Werk des Mossad"

"Dieser Angriff ist das Werk des (israelischen Geheimdienstes) Mossad", sagte Hisbollah-Sprecher Hassan Ezzedin. Wie arabische Medien berichteten, tauchte kurz nach dem Anschlag in Beirut ein angebliches Bekennerschreiben einer sunnitischen Fundamentalisten-Gruppierung auf. "Wir haben eines der Symbole des Verrats, den Schiiten Ghaleb Awali, hingerichtet", hieß es in dem mit "Soldaten Groß-Syriens" unterzeichneten Schreiben.

Sunnitische Fundamentalisten dementieren

Der Anführer der "Soldaten Groß-Syriens", Abu Yussuf Sharkia, erklärte später in einem Interview mit dem arabischen TV-Nachrichtensender "Al Jazeera", seine Gruppe habe mit dem Attentat nichts zu tun. "Wir sind eine Organisation, deren Bemühungen um Verbreitung des rechten Glaubens und des Heiligen Krieges gegen Israel und natürlich gegen die USA gerichtet sind", sagte er. Der Hisbollah-Sprecher behauptete, Israel habe das falsche Bekennerschreiben verfasst, um im Libanon Unruhe zu stiften. Bei einem ähnlichen Anschlag war im vergangenen Jahr bereits ein anderes Hisbollah-Mitglied umgekommen.

Die schiitisch-fundamentalistische Hisbollah ("Partei Gottes") wurde 1982 nach dem israelischen Einmarsch im Libanon auf Betreiben des iranischen Revolutionsregimes gegründet. Die Organisation, an deren Spitze Scheich Hassan Nasrallah steht, verfügt über annähernd 7000 Kämpfer, kann aber notfalls weit mehr mobilisieren. Nach dem israelischen Militärrückzug aus dem Südlibanon im Mai 2000 war sie in die von der israelischen Armee und deren Hilfsmiliz SLA geräumten Ortschaften vorgerückt. Für die verarmte schiitische Bevölkerung hat die Hisbollah ein Netz von Sozial- und Bildungseinrichtungen geschaffen und damit den Einfluss der pro-syrischen Schiitenbewegung "Amal" von Parlamentspräsident Nabih Berri zurückgedrängt, der sie vorwirft, das traditionelle konfessionelle Proporzsystem des Libanon akzeptiert zu haben. Nachdem es Ende der achtziger Jahre zu schweren innerschiitischen Kämpfen gekommen war, erzwangen Syrien und der Iran einen prekären Burgfrieden zwischen den Milizen von Hisbollah und Amal.

Die auf der US-Liste der Terrororganisationen stehende "Partei Gottes" hat an demokratischen Wahlen im Libanon nach dem Bürgerkrieg teilgenommen und ist durch Abgeordnete im Beiruter Parlament vertreten. Sie hebt sich in dem von Feudalismus und Konfessionsproporz geprägten politischen Spektrum des Libanon als modern organisierte Kraft ab. Die militärischen Flügel unterstehen offenbar einem zentralen Kommando, dessen Spitze in letzter Instanz in Teheran ist. (APA/dpa/AFP)