Bild nicht mehr verfügbar.

Bischof Kurt Krenn gerät immer mehr unter Druck.

Foto: APA/ORF/ALI SCHAFLER
Krenn hatte Alleingang von St. Pölten selbst angeordnet Bischof Kurt Krenn gerät von allen Seiten immer mehr unter Druck. Seien es nun Vertreter der österreichischen Kirche, Untersuchungen durch Vatikan und Staatsanwaltschaft, seien es neue Untersuchungsergebnisse - oder auch von ihm selbst unterzeichnete Dokumente.

***

Vor einer Woche hatte Bischof Kurt Krenn noch behauptet, dass er den St. Pöltener Alleingang mit dem Vorbereitungsjahr für Seminaristen "nicht verlangt" habe, "das haben die sich selber ausgedacht". Jetzt stellte sich heraus, dass Krenn den Auftrag zur Abkehr vom gesamtösterreichischen Vorbereitungsjahr selbst unterschrieben hat. Das Dekret für das "Propädeutikum" hatte er am 13. Mai unterzeichnet. Ein Beleg, dass Krenn keineswegs "mit diesen Dingen" im Priesterseminar "überhaupt nichts zu tun" hatte, wie er behauptet hatte.

Die Affäre, die mit der Entdeckung von Kinderpornos in Seminarcomputern ihren Anfang nahm, wird derzeit kirchenintern von einer St. Pöltener Untersuchungskommission durchleuchtet - was beispielsweise dem Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer überhaupt nicht behagt. Scheuer fordert eine Untersuchung "mit klarem Blick und ohne Vertuschung. Es wäre gut, wenn die Instanzen von außen kommen", wird er im profil zitiert.

Rasche Reaktion des Vatikans erwartet

Kircheninsider erwarten indes auch eine rasche Reaktion im Vatikan. "Eines der ersten Dossiers, die heute, Montag, auf dem Schreibtisch des Papstes landen, dürfte zum Fall Krenn sein", wurde am Sonntag in Kirchenkreisen gemutmaßt. Papst Johannes Paul II. ist am Samstag vom Urlaub im Aosta-Tal nach Rom zurückgekehrt.

Die Berichte über den Sex-skandal im Seminar von St. Pölten sind auch im Vatikan längst zum Topthema geworden. Vor allem das Verhalten des Diözesanbischofs Krenn sorgt bei den Verantwortlichen in Rom für Irritationen. Offiziell heißt es vorerst: "Wir verfolgen mit großer Aufmerksamkeit die Situation", so der stellvertretende Vatikan-Sprecher Ciro Benedettini.

"Alles Mache"

Krenn selbst wiegelte am Sonntag in einem Interview in der Oberösterreichischen Rundschau neuerlich ab: "Es ist ja gar nichts. Vielleicht waren irgendwie, irgendwo ein Homosexueller oder ein anderer schlimmer Bursche dabei. Mehr ist nicht bekannt. Der Rest ist alles Mache." Er selbst glaubt, "man will mich ein bisserl kaputtmachen".

Indes mehren sich politische Reaktionen: Kanzler Wolfgang Schüssel wünscht sich als Katholik eine "rasche und rückhaltlose Aufklärung". Der bekennende Katholik Alfred Gusenbauer fürchtet, "dass der Ruf der Kirche durch solche Vorgänge, wenn sich diese bestätigen, enormen Schaden erleidet". Krenn antwortete auf die Aussage von Bundespräsident Heinz Fischer, wonach Aussagen des steirischen Diözesanbischof Egon Kapellari ("Sumpf schleunigst trockenlegen") "in die richtige Richtung weisen" in der Krone: "Der Bundespräsident tut mir Leid. Man merkt, dass er in kirchlichen Dingen nicht so erfahren ist."

Der Staatsanwalt hat für Montag eine Stellungnahme zum Polizeibericht über die Affäre im Seminar angekündigt. (APA, red/DER STANDARD; Printausgabe, 19.7.2004)