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Werbespot aus der Bush-Wahlkampagne mit dem Titel "Family priorities": Kerry stimmte für die "Pille danach". Damit wollen die Republikaner die Aussage Kerrys entkräftigen, er vertrete konservative Werte.

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Die demokratischen Kandidaten John Kerry und John Edwards.

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George W. Bush und Richard Cheney versuchen ihr Imageproblem als grantige ältere Männer, die das Land in die falsche Richtung führen, mit dem Hinweis auf Wankelmütigkeit und mangelnde Erfahrung der demokratischen Herausforderer John Kerry und John Edwards.

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"Wir sind das Dream Ticket. Wir haben bessere Visionen. Wir haben bessere Ideen. Wir haben realistische Pläne. Wir haben ein besseres Gefühl dafür, was in Amerika vorgeht", sagte der designierte demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry, nachdem er John Edwards, den charismatischen Senator aus North Carolina, zum "Running Mate" gekürt hatte. Und fügte grinsend hinzu: "Und wir haben besseres Haar." Kerrys Frau Teresa soll ihm zugeflüstert haben: "Jetzt hast du die Glatzenstimmen verloren."

Das von Newsweek als "Sunshine Boys" bezeichnete demokratische Team verlässt sich jedoch keineswegs auf die Exzellenz seiner Frisuren. Kerry und Edwards bemühen sich gemeinsam und in Soloauftritten, das breite Spektrum von Wechselwählern zu motivieren, die am 2. November das Zünglein an der Waage sein könnten.

Obwohl sich der erhoffte Aufschwung nach dem Einstieg von Edwards in Grenzen hielt, scheint bereits jetzt klar, dass der lebhafte Südstaatler mit seinem weichen Akzent ein Plus für Kerry bedeutet: Wo Kerry es manchmal zum Kummer der Demokraten schafft, einfache Probleme so kompliziert zu formulieren, dass sich aus seinen Ausführungen kein wirksamer "sound bite" entnehmen lässt, hat der ehemalige Prozessanwalt Edwards die Gabe, komplexe Themen in leicht verständliche, zitierbare Sätze umzuwandeln.

Zudem kann sich Edwards, trotz seines optimistischen Auftretens, als Gegenstück zu Vizepräsident Dick Cheney als "attack dog" profilieren. So war es Edwards, der vor kurzem den britischen Premier Tony Blair mit einem deutlichen Seitenhieb auf Präsident George W. Bush für seine Reaktion auf den soeben herausgekommenen Geheimdienstbericht lobte: Blair habe - im Gegensatz zu Bush - volle Verantwortung für die Fehler, die er gemacht habe, übernommen. Kerry, so Edwards, habe den Mut und die Führungsqualitäten, die Verantwortung "nicht nur dafür, was gut ist" zu übernehmen.

"Flip-Flopper" Kerry

Auf der anderen Seite wirken Präsident George W. Bush und sein Vize Dick Cheney oft wie "grumpy old men" (grantige alte Männer). Ihre Wahlkampagne ist darauf ausgerichtet, zum einen den Irakkrieg zu verteidigen und jüngste wirtschaftliche Errungenschaften zu preisen, und zum anderen ihren Widersacher Kerry als unbeständig und liberal zu definieren: Monatelang wurden die Amerikaner mit Werbespots der Republikaner berieselt, in denen Kerry als "Flip-Flopper" (wechselhaft) dargestellt wird. Das Heer der Bush-Getreuen, die auf den unterschiedlichsten Talkshows auftreten, wiederholt immer wieder das Mantra "Kerry ist der liberalste und Edwards der viertliberalste Senator in Washington"; Kerry und Edwards befänden sich "außerhalb des Mainstreams"; und sie hätten zwar für den Irakkrieg gestimmt, jedoch dagegen, die Soldaten im Feld zu finanzieren.

Mittlerweile taucht auch der anfangs zögerliche Wahlkämpfer Dick Cheney in den verschiedenen so genannten Swing States (Staatenmit offenem Wahlausgang) auf, zuletzt gemeinsam mit dem populären Senator und einstigen Vietnamhelden John McCain, der sich oft als scharfer Kritiker der Bush-Politik zeigte. Und Cheney zeigte sogar Humor: "Alle sagen, dass Senator Edwards von Kerry ausgewählt wurde, weil er sexy, fesch und charmant ist. Wie glaubt ihr denn, dass ich meinen Job gekriegt habe?"

Eine jüngste Umfrage von CBS News/New York Times zeigt Kerry und Edwards ohne Einbeziehung des unabhängigen Kandidat Ralph Nader bundesweit mit vier Punkten (49 zu 45) voran; schließt man Nader ein, sinkt der Vorsprung auf drei Punkte (45 zu 42). Dies könnte auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen im November hinweisen. Für das Wahlkampfteam von Bush und Cheney ist jedoch eine andere Ziffer um vieles Besorgnis erregender: Der Anteil jener Amerikaner, die sich unzufrieden zeigen mit der Richtung, in die das Land geführt wird, steht laut einer Gallup-Umfrage von vergangener Woche bei 57 Prozent. (DER STANDARD, Printausgabe, 19.7.2004)