In Libanon haben tausende Handy-Nutzer mit einem 24-stündigen Telefonboykott gegen überhöhte Tarife protestiert. Zwischen Mittwoch und Donnerstag um Mitternacht hätten tausende Mobilfunkkunden ihr Handy ausgeschaltet, sagte der Vorsitzende des Verbandes für Verbraucherschutz, Suheir Berro, am Freitag in Beirut. Eine Stichprobe habe ergeben, dass rund die Hälfte der 850.000 Handy-Kunden dem Aufruf gefolgt sei.

Eine Warnung

Die Aktion sei eine Warnung an die Regierung gewesen, für günstigere Tarife zu sorgen. Dem Verband zufolge müssen die Kunden in Libanon die mit Abstand höchsten Handy-Gebühren in der Nahost-Region zahlen. Ziel des Boykotts war auch die Deutsche-Telekom-Tochter Detecon.

121 US-Dollar für 500 Minuten

Derzeit müssten die Libanesen für 500 Minuten Telefonieren im Schnitt 121 US-Dollar (97,8 Euro) an die beiden Netzbetreiber MTC aus Kuwait und Detecon überwiesen, sagte Berro. Dagegen seien es im Nachbarland Syrien nur 65 Dollar, in Jordanien 66, 42 in Ägypten und 39 in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Grund für die relativ hohen Kosten für die libanesischen Mobilfunkkunden sind laut Berro auch Zahlungen von monatlich vier Mio. Dollar, die von den Telefonfirmen für den Betrieb der Netze an die Regierung abgeführt werden müssen.

Die Verbraucherschützer fordern neben einer Umstellung von Minuten- auf Sekundentarife eine Verbilligung der Gespräche am Tag um 30 Prozent und in der Nacht um 50 Prozent. Zudem verlangt der Verband die Abschaffung der Grundgebühr von 25 Dollar und billigere Pre-Paid-Karten mit längerer Gültigkeitsdauer.

Von insgesamt 15 Organisationen unterstützt

Der Boykottaufruf war von insgesamt 15 Organisationen unterstützt worden, darunter auch mehrere Gewerkschaften. Der Verbraucherverband habe mit deren Hilfe während des Boykotts 4.000 Handy-Nutzer angerufen, sagte Berro. Von diesen habe die Hälfte ihre Geräte abgeschaltet. Auch die 135 Parlamentsmitglieder seien antelefoniert worden. Von diesen hätten rund 30 Prozent Funkstille gewahrt. Das Telekommunikationsministerium wollte den Boykott nicht kommentieren. Die beiden Netzbetreiber gaben an, sie wollten sich später zu den Auswirkungen der Aktion äußern.(APA)