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100-m-Weltmeisterin Torri Edwards wurde des Dopings überführt.

Foto: APA
Sacramento - Die neueste Dopinggeschichte, die aus Amerika gemeldet wird, hat was Komisches, geradezu grotesk Treppenwitziges. Torri Edwards ist betroffen, die 100-m-Weltmeisterin von 2003. Und zwar jene Edwards, die beim WM-Sprint in Paris als Zweite durchs Ziel lief. Weil die Erste, US-Landsfrau Kelli White, die damals auch über 200 m die Schnellste war, nachträglich des Dopings überführt wurde (ein Stimulans namens Modafinil), wurden ihr die Goldenen wieder weggenommen. Edwards rückte in der Ehrentafel über 100 m auf Platz eins.

Über 200 m erhielt die Russin Anastasja Kapatschinskaja die Goldene. Kapatschinskaja wurde übrigens im März bei der Hallen-WM in Budapest des Dopings überführt, bei ihr fand man das anabole Steorid Stanozolol, welches Ben Johnson 1988 bei seinem 100-m-Olympiasieg und Weltrekord in Seoul gestärkt hatte. Der Weltrekord des Kanadiers wurde gestrichen. Heute hält ihn Tim Montgomery, der Lebensgefährte von Marion Jones. Montgomery, der in Verbindung zum kalifornischen Doping-Labor Balco schwer unter Verdacht steht, scheiterte in der Qualifikation für Athen. Johnsons Goldene bekam damals der große Carl Lewis, und der durfte sauber in Pension gehen.

Das ist noch lange nicht alles: Jetzt droht Torri Edwards zwar nicht die Aberkennung des WM-Titels, doch eine Sperre für die Zukunft und also der Rausschmiss aus dem US-Olympiateam für Athen, für das sie sich bei den Trials in Sacramento als 100-m-Zweite qualifiziert hat.

Dadurch wiederum würde Marion Jones, die dreifache Olympiasiegerin von Sydney, die bei den Trials über 100 m nur Fünfte wurde und scheiterte, auf Platz vier und einen Staffelplatz vorrücken. Jones steht ebenfalls unter Dopingverdacht. Beweise freilich gibt es nicht, aber seit der Verdacht öffentlich ist, sind Jones' Leistungen deutlich zurückgegangen. Im Weitsprung qualifizierte sie sich mit 6,39 als Siebte gerade noch fürs Finale. Jones hat am Wochenende auch noch die Quali-Chance über 200 m.

Wie auch Torri Edwards, bei der der Verdacht schon recht konkret ist. Laut Internationalem Leichtathletikverband (IAAF), gab sie bei einer Trainingskontrolle am 24. April auf der Karibikinsel Martinique Positives von sich, sowohl in der A- als auch der B-Probe fand sich das Stimulans Nicethamid. Am Montag muss sie sich vor der US-Antidopingagentur Usada verantworten. Die Spanne der Strafe reicht von einer öffentlichen Verwarnung über die Annullierung des Resultats vom betreffenden Wettkampf bis zur zweijährigen Sperre. Natürlich soll Edwards soll das Stimulans versehentlich zu sich genommen haben. (bez, sid - DER STANDARD PRINTAUSGABE 16.7. 2004)