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Einmal mehr Anwärterin für ein hohes Amt: Außenministerin Benita Ferrero-Waldner

Foto: APA/epa/Etienne Ansotte
Wien - Die Personalsuche zwischen Wien, Brüssel und Lissabon läuft auf Hochtouren. "Und nicht jedes Gespräch ist gleich eine Verhandlung, und nicht über jede Verhandlung wird ein Pressekommuniqué verfasst", beschreibt ein hochrangiger ÖVP-Politiker die stillen Sondierungen zwischen Kanzler Wolfgang Schüssel und dem designierten EU-Kommissionspräsidenten José Barroso.

Für die "Die Presse" ist Benita Ferrero-Waldners Wechsel nach Brüssel bereits "fast fix". Die Zeitung beruft sich in ihrer Mittwoch-Ausgabe auf gut informierte ÖVP-Kreise. Als "Top-Kandidat" für die Nachfolge im Außenministerium gelte Innenminister Ernst Strasser.

Vier Kandidaten

Neben Ferrero-Waldner hat die ÖVP dem Vernehmen nach auch noch andere Kandidaten in Position gebracht: Innenminister Ernst Strasser, Wirtschaftskammerchef Christoph Leitl und Ex-Minister Erhard Busek, Sonderkoordinator des Stabilitätspaktes für Südosteuropa.

Mit diesem Personalangebot empfiehlt sich Österreich für mehrere Dossiers: Ferrero-Waldner gilt als versierte Entwicklungspolitikerin, Strasser hat sich im Bereich Inneres und Sicherheitspolitik hervorgetan. Leitl kommt für Wettbewerb und Binnenmarkt infrage, Busek für Erweiterung.

Wenig Frauen

Für Ferrero spricht, dass bislang wenig Frauen als Kommissare im Gespräch sind - allerdings wird Entwicklungspolitik in Brüssel als eher leichtgewichtig gesehen. Strassers Chancen stehen nicht schlecht, da der bisherige EU-Kommissar für Justiz und Inneres, der Portugiese Antonio Vitorino, sein Dossier abgeben muss. Portugal stellt den Präsidenten und erhält kein Ressort. Leitl hat als Präsident der europäischen Wirtschaftskammer ausreichend Brüssel-Erfahrung - und gilt im Gegensatz zu Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, dessen Namen zeitweise hoch gehandelt wurde, als ausgesprochen umtriebig. Busek wird vor allem in den neuen Beitrittsländern hoch geschätzt - als Exminister ist er aber ein Kandidat mit Außenseiterchancen.

Ferrero findet es "immer schön, wenn man als Favoritin genannt wird". Strasser ist "vorbereitet, eine Antwort geben zu müssen". Leitl hat in kleinem Kreis schon mehrmals Interesse bekundet, Busek Ambitionen öffentlich bislang immer dementiert.

Gegen Ferrero spricht, dass Schüssel nur ungern seine Regierungsmannschaft umbilden möchte. Geht Ferrero nach Brüssel, gilt Innenminister Strasser als Nachfolger - und dieser träte als Außenminister und als EU-Präsidentschaftskoordinator im Jahr 2006 mit Sicherheit akzentuierter auf als Ferrero. (eli, tó, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 14.7.2004/red)