Frankfurt - Die allmählich anziehende Konjunktur hat im ersten Halbjahr zu einem Anstieg der Pkw-Neuzulassungen in Europa um mehr als drei Prozent beigetragen. Gegen den positiven Trend verlief die Entwicklung allerdings in Deutschland als dem größten europäischen Automarkt, wo sich ein Rückgang um mehr als ein Prozent ergab. Branchenexperten machen dafür die Verunsicherung der Verbraucher durch den Reformstreit verantwortlich.

"Unterschiedlicher Erfolg"

Wie die am Dienstag vorgelegten Zahlen der Europäischen Vereinigung der Automobilhersteller ACEA zeigen, schlossen die großen deutschen Hersteller die ersten sechs Monate mit unterschiedlichem Erfolg ab. Während BMW und VW steigende Neuzulassungen verbuchten, ergab sich bei DaimlerChrysler ein Rückgang.

An der Börse wurden die Zulassungszahlen insgesamt positiv aufgenommen. Die Aktienkurse der drei deutschen Branchengrößen legten merklich zu. Händler sprachen von ermutigenden Daten.

Nach ACEA-Angaben stieg die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in Europa - die Daten beziehen sich auf die 15 alten Länder der Europäischen Union (EU) sowie Island, Norwegen und die Schweiz - von Jänner bis Juni um 3,3 Prozent auf 7,836 Millionen. Der Zuwachs liegt dem Verband zufolge leicht über den meisten Prognosen. Im Juni belief sich das Plus unter anderem auf Grund von Sondereffekten sogar auf 5,6 Prozent. "Der Anstieg geht teils auf eine höhere Zahl von Arbeitstagen in allen Ländern außer Großbritannien zurück, weist aber auch auf eine gewisse Verbesserung der ökonomischen Indikatoren hin", teilte ACEA mit.

"Arbeitstäglich bereinigt" minus sechs Prozent in Deutschland

Auch in Deutschland ergab sich im Juni ein Zuwachs. Analysten relativierten die Daten jedoch. "Hinter dem Anstieg von vier Prozent in Deutschland verbirgt sich eine arbeitstäglich bereinigte Zahl von minus sechs Prozent", schrieb Nathan Kohlhoff, Experte für die Automobilbranche bei der Bankgesellschaft Berlin.

Im ersten Halbjahr wurden in Deutschland mit 1,656 Millionen Pkw 1,3 Prozent weniger zugelassen als im Vorjahreszeitraum. "Dies führen wir auf die anhaltende Reformdiskussion zurück", schreiben die Analysten der Landesbank Rheinland-Pfalz in einer Kurzstudie.

Weniger Mercedes-Zulassungen

Ein gemischtes Bild ergibt sich bei den deutschen Herstellern. Die Halbjahreszulassungen bei der BMW-Gruppe in Europa legten um 7,5 Prozent zu. Der Volkswagen-Konzern verbuchte ein Plus von 1,7 Prozent, wobei die Autos der Marke VW mit einem Zuwachs von 2,7 Prozent zu Buche schlugen. Der DaimlerChrysler-Konzern dagegen musste ein Minus von 1,7 Prozent hinnehmen. Dabei stand einem Zulassungsrückgang von 4,4 Prozent bei Mercedes ein Zuwachs von gut 15 Prozent beim Smart gegenüber.

Spanischer Automarkt boomt

Herausragend unter den großen europäischen Automärkten war der spanische. Dort schnellten die Zulassungen in den ersten sechs Monaten um 14,6 Prozent in die Höhe. Die ACEA-Zahlen unterstreichen auch die anhaltenden Absatzerfolge asiatischer Autokonzerne in Europa. So steigerten die japanischen Produzenten ihre Zulassungen im Halbjahr um gut zwölf Prozent, wobei Mazda mit plus knapp 29 Prozent an der Spitze lag. Die koreanischen Hersteller legten um 22,3 Prozent zu. Den prozentual größten Zuwachs verzeichnete hier Daewoo mit 33,5 Prozent. Größter Verlierer war der US-Konzern General Motors (GM), der mit Autos seiner Marke einen Einbruch von knapp 52 Prozent verzeichnete. (APA/Reuters)