Hartmann dementierte jedoch, dass Angehörige des Spezialteams direkten Kontakt zum früheren Präsidenten der bosnisch-serbischen Republika Srpska (RS), Karadzic, und dessen damaligen Armeechef, Mladic, aufgenommen hätten. "Es finden keine Verhandlungen statt", so Hartmann. Erst vorige Woche hatte ein Bericht der bosnischen Tageszeitung "Dnevni Avaz" für Aufsehen gesorgt, in dem das Blatt unter Berufung auf ausländische Nachrichtendienste meldete, dass britische Agenten den bosnisch-serbischen Parlamentspräsidenten, Dragan Kalinic, und den Innenminister der Republika Srpska (RS), Zoran Djeric, aufgefordert hätten, Karadzic dazu zu bewegen, sich selbst zu stellen. Die beiden vor zwei Wochen vom Leiter der Protektoratsbehörde des Hohen Repräsentanten, Paddy Ashdown, entlassen Amtsträger würden dadurch ihre Posten behalten.
Ein möglicher Deal mit den vom Haager UNO-Tribunal wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit Angeklagten sei jedoch Mitte Juni geplatzt, weil die beiden forderten, bis zum Prozessbeginn auf freiem Fuß zu bleiben. Dem Zeitungsbericht zufolge waren mehrere französische, italienische, britische und deutsche Gesandte in Bosnien unterwegs, um das Angebot, sich zu stellen, zu überprüfen. In der bosnischen Tageszeitung "Oslobodenje" vom Wochenende wurde del Ponte mit den Worten zitiert: "Unser Team besteht aus Spezialagenten aus mehreren Ländern, die für die Nachrichtenarbeit ausgebildet sind. Sie sammeln Informationen über die Bewegung von mutmaßlichen Kriegsverbrechern vor Ort, um sie dann uns zuzustellen." Das Tribunal habe "wirklich gute Informationen" aus vertrauenswürdiger Quelle gehabt, dass sich Karadzic am 20. Februar in dem bosnischen Dorf Zaovine an der Grenze zu Montenegro aufgehalten habe, sagte Florance Hartmann, die Sprecherin von Chefanklägerin Carla del Ponte, am Dienstag in Sarajewo. SFOR habe darauf jedoch nicht reagiert.
Die Information sei an die NATO-geführte Stabilisierungstruppe SFOR weitergeleitet worden, ohne dass daraufhin weitere Schritte erkennbar geworden seien. "Wir waren nicht glücklich mit dieser Erfahrung", sagte die Sprecherin. "Vielleicht gibt es eine Erklärung dafür, aber wir wissen es nicht." SFOR-Sprecher Mark Hope wollte die Vorwürfe nicht kommentieren. "Wir erhalten Informationen aus verschiedenen Quellen, und wir werden daraufhin aktiv, wenn es angebracht ist."