Bild nicht mehr verfügbar.

Barbara Schwartz und das Gefühl, im Semi zu sein.

Foto: Reuters
Wien/Innsbruck - "Hat man das Gefühl, wichtig zu sein", sagt Captain Alfred Tesar, "ist man zu außergewöhnlichen Leistungen fähig." Zum Beispiel zu einem 4:1-Sieg gegen die USA im Fed Cup. Barbara Schett gewann beide Einzel gegen Chanda Rubin und Lisa Raymond, Barbara Schwartz jenes gegen Raymond, welches den dritten Punkt bedingte. Das Doppel war belanglos, immerhin fügten Schett und Patricia Wartusch der legendären Martina Navratilova die allererste Niederlage in diesem Bewerb zu, vor dem Bergisel hatte die 47-Jährige eine Bilanz von 32:0.

Tesar, von den Feierlichkeiten leicht geschlaucht, aber am Tag danach körperlich wie geistig absolut hergestellt, meinte auch: "Im Moment des Erfolges muss man darauf hinweisen, dass dieser Sieg die Lage im Damentennis nicht widerspiegelt. Hinter Schett und Schwartz herrscht Leere." Die beiden, so der Captain, seien fähig, "über sich hinauszuwachsen. Im Team entwickeln sie enormen Kampfgeist, das schaffen sie auf der Tour nicht immer. Sie brauchen Zuneigung." Schwartz, nach Handgelenksoperationen in der Rangliste auf Platz 324 zurückgefallen, reiste gestern nach Frankreich, um dort ein Turnierchen zu bestreiten. "Ich darf vorm Alltag keine Angst haben, muss alleine bestehen. Für mich ist es etwas Besonderes, für Österreich spielen zu dürfen. Da gilt es, Grenzen zu überschreiten."

Schett, die möglicherweise im Jänner 2005 die Karriere beendet, sprach "von einem Highlight. Ausgerechnet in meiner Heimat Innsbruck, das ist grandios. Ich weiß nicht, ob die Leute den Erfolg richtig einschätzen können."

Sie, die Leute, können es vermutlich nicht. Zumindest mieden sie die Veranstaltung im riesigen Sprungstadion, der Centre Court stand ziemlich verlassen da, rund 1600 zahlende Besucher wurden an beiden Tagen registriert. Der ÖTV, nicht blöd, hat die Rechte an eine belgische Agentur abgetreten, die hat den Jammer, der Verband 50.000 Euro. Als Gründe für das mäßige Interesse wurden das schlechte Wetter, die zu hohen Kartenpreise (40 Euro), das Fehlen der berühmten Williams-Schwestern und auch die mangelnde Tradition des Fed Cups ausgemacht.

Der wird Ende November mit dem Final Four abgeschlossen. Russland und Frankreich sind gesetzt, Spanien und Österreich nicht. Die teilnehmenden Nationen können sich beim Weltverband ITF binnen zwei Wochen als Ausrichter bewerben, auch der ÖTV wird ein Angebot vorlegen. "Sofern wir es schaffen", so Generalsekretär Martin Reiter. Es gelte, rund 600.000 Euro aufzustellen, die Hälfte davon müsste ein Sponsor liefern, den Rest die Politik. "Das Problem ist die Zeit. Frankreich ist Favorit."

Tesar, ganz Realist: "Ein Heimspiel wäre wunderbar. Denn ob wir ein Final Four je wieder erreichen, ist fraglich." (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 13.7. 2004)