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Grafik: APA
Wien - Der Weg für eine einheitliche Überwachung und Steuerung des Luftraums über Mitteleuropa ist frei: Mit 1. September des Jahres kann der bereits 1997 geschlossene Vertrag für Central European Air Traffic Services (CEATS) in Kraft treten, bestätigte das Verkehrsministerium am Montag auf APA-Anfrage. Zentrale für die mitteleuropäische Luftraumüberwachung ist in Fischamend bei Wien, wo im Vollbetrieb 400 Mitarbeiter beschäftigt sein sollen.

Bosnien-Herzegowina ist fünftes CEATS-Land

Voraussetzung für die Verwirklichung eines mitteleuropäischen "Luftraum-Blocks" war die Ratifizierung des CEATS-Vertragswerks durch ein weiteres mitteleuropäisches Land. Jetzt hat Bosnien-Herzegowina das Abkommen als fünftes der acht CEATS-Länder in die nationale Gesetzgebung übernommen. Bisher hatten erst vier Länder (Österreich, Tschechische Republik, Slowakei und Ungarn) die Bestimmungen ratifiziert. Die parlamentarische Zustimmung in Slowenien soll ebenfalls bevorstehen. Mit Italien und Kroatien gebe es noch Gespräche, hieß es aus dem Verkehrsministerium.

CEATS soll wesentliche Vereinfachungen und Kosteneinsparungen - nach früheren Angaben bis zu 20 Prozent - bringen, erwartet Christoph Baubin, Generaldirektor der für die österreichische Luftraumüberwachung zuständigen Austro Control. Für Flugzeuge im Luftraum über den acht CEATS-Ländern soll es künftig nur noch "eine einheitliche Betreuung" und somit eine einfachere Anmeldeprozedur sowie der Abläufe geben.

"Luftfahrt-Blöcke"

Der mitteleuropäische Luftraum ist Teil einer angestrebten europaweiten Vereinheitlichung des Luftverkehrmanagements, das die bisher 60 unter nationaler Ägide stehenden Kontrollsektionen durch eine Handvoll "Luftfahrt-Blöcke" ersetzen soll. Die Zersplitterung in so viele kleine Überwachungseinheiten gilt als ineffzient und kostenintensiv und stelle einen Wettbewerbsnachteil gegenüber einheitlichen Lufträumen wie jenem der USA dar, zudem wird sie für einen Gutteil der Verspätungen im europäischen Luftverkehr verantwortlich gemacht.

Vollbetrieb in Fischamend ab 2010

Die Baukosten für die gemeinsame CEATS-Kontrollzentrale in Fischamend werden mit 50 Mio. Euro veranschlagt, die Systemkosten sollen sich auf weitere 40 Mio. Euro belaufen. Fischamend soll den Betrieb am 1. Oktober 2007 aufnehmen, bis 2010 soll der Vollbetrieb laufen. Forschung und Entwicklung für CEATS soll in Budapest angesiedelt sein, Strategie und Planung in Prag und Training im norditalienischen Forli.

CEATS ist Teil des am 10. März d.J. vom Europäischen Rat verabschiedeten "Single European Sky"-Projekts (SES), das wesentliche Vereinheitlichungen im europäischen Luftraum vorsieht. Der Luftraum über Europa ab einer Höhe von 8.700 Metern soll dann nicht mehr länderweise, sondern in grenzüberschreitenden Blöcken ("functional blocks of airspace") gesichert werden. Eine dieser Einheiten ist CEATS (siehe Infografik). Mittelfristig sollen auch die darunter liegenden Lufträume vereinheitlicht werden, auch am Boden müsse es zu verstärkter Zusammenarbeit kommen, fordert Baubin.

Für die Passagiere soll sich durch die engere Kooperation der europäischen Luftraumüberwacher nichts ändern. Der wesentliche Vorteil liege in einem einheitlichen System und damit einer "höheren Effizienz durch Harmonisierung und Integration". (APA)