Wien - Positiv haben sich die Analysten von Erste Bank und BA-CA zum angekündigten Einstieg der heimischen OMV bei der rumänischen Petrom geäußert. Die Aktienexperten der Erste Bank sehen den Erwerb des 33,33 Prozent Staatsanteils an der Petrom durch den heimischen Öl- und Gaskonzern OMV als einen "strategischen Meilenstein" für das Unternehmen, geben jedoch auch zu bedenken, dass der Deal auch Risiken und Unsicherheiten birgt. Das "Hold"-Rating hat die Erste Bank für die Aktie bestätigt, während das Kursziel neu überprüft werden soll.

Auch die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) stuft die Papiere mit "Hold" ein und sieht das Kursziel für die OMV bei 166 Euro. Das Unternehmen sei nun eine "echte Wachstumsstory in Zentral- und Osteuropa", so die Experten. Die Wirkungen auf die Ertragslage der OMV seien jedoch noch nicht quantifizierbar. "Frühestens in 12 Monaten wird man sehen wie sich der Deal auswirken wird", heißt es in einer aktuellen Analyse.

Erste Bank: "Mögliche negative Effekte"

Auf Grund der fehlenden Details zum geplanten Petrom-Erwerb sind die Aktienexperten der Erste Bank der Meinung, dass trotz der positiven Seiten des Deals auch die Gefahren nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Die Chancen für die OMV sieht die Erste Bank in den großen Ölreserven von Petrom. Diese seien ein "wichtiges Asset", da die Ölpreise weiter hoch bleiben dürften.

Die Akquisition könnte zudem einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsposition im Downstream-Bereich gegenüber den Konkurrenten MOL und INA bedeuten. Rumänien sei, gleich nach Polen, der größte Downstream-Markt in Zentral- und Osteuropa. "Petrom besitzt einen Marktanteil von 45 Prozent an den Benzin- und Dieselumsätzen in Rumänien", gibt Angelika Zwerenz von der Erste Bank weiter zu bedenken.

Komplexität als Gefahr

Als Gefahren sieht die Expertin unter anderem in der Komplexität des gesamten Deals. Sie weist darauf hin, dass nicht nur eine Bewertung der Akquisition schwierig sei, einige Quellen sprachen von 1,4 Mrd. Euro für das Gesamtpaket, sondern auch die Währungs-, Integrations- und Restrukturierungsrisiken würden zu den negativen Seiten gehören.

Schließlich dürfe auch die Rolle der rumänischen Regierung nicht außer Acht gelassen werden. Wie Zwerenz weiter ausführt, seien die Preise in Rumänien "de facto staatlich reguliert". Die Unsicherheit der zukünftigen Preisentwicklung sowie der Einfluss der Regierung sieht Zwerenz deshalb als Gefahren für die OMV an. Speziell im Bereich Raffinerien & Marketing (R&M) habe Petrom im Jahr 2002 schwach abgeschnitten.

BA-CA: Finanzierungsfrage noch zu klären

Für die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) ist neben den unsicheren Auswirkungen auf die Ertragslage der OMV, die von dem Petrom-Erwerb ausgehen könnten, auch die Finanzierungsfrage noch zu klären. Dabei habe die OMV mehrere Möglichkeiten, so die BA-CA. Eine reine Schuldenfinanzierung würde den Verschuldungsgrad des Unternehmens auf 70 Prozent erhöhen.

Dieser dürfte jedoch innerhalb eines Jahres auf 60 Prozent zurückgehen, gegeben die starke Cash-Flow-Generierung durch die OMV. Zudem könnte das Unternehmen seinen 9,1 Prozent-Anteil an der MOL verkaufen, und so die Reduktion der Fremdfinanzierung herbeiführen, führt die BA-CA weiter aus. Der aktuelle Wert des MOL-Anteils beläuft sich aktuell auf 340 Mio. Euro.

Als andere Finanzierungsform käme auch die Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen in Frage. Das Unternehmen könnte bis zu 600 Mio. Euro auf diese Weise in die Kassen fließen lassen. Die Emission weiterer acht Millionen Stück OMV-Aktien und damit eine Kapitalerhöhung sei ebenfalls eine mögliche Finanzierungsalternative. Schließlich sei auch die Möglichkeit einer Mischform zwischen Fremd- und Eigenfinanzierung gegeben, erläutert die BA-CA in einer aktuellen Analyse weiter. (APA)