Präsident Boris Tadic, ein Mann, der das bürgerliche, proeuropäische Serbien repräsentiert, zeigte sich bei seiner Angelobung ernst und staatsmännisch: Als Präsident werde er in den nächsten fünf Jahren für innenpolitische "Stabilität" sorgen und die "europäischen Integrationsprozesse Serbiens vorantreiben", versprach er. Den Mut, heikle Themen wie die Auslieferung von mutmaßlichen Kriegsverbrechern oder Vergangenheitsbewältigung zu erwähnen, fand er allerdings nicht.
Im Parlament erschienen die 82 Abgeordneten der ultranationalistischen Radikalen Partei, deren Kandidat Tomislav Nikolic bei der Stichwahl gegen Tadic unterlegen war, nicht in dunklen Anzügen mit dezenten Schlipsen, wie ihre Kollegen aus anderen Fraktionen. Sie trugen weiße T-Shirts mit dem Porträt ihres im Gefängnis des Haager Tribunals eingesperrten Führers, Vojislav Seselj. Jeder sollte wissen, wer die stärkste Partei in Serbien ist.
Während der Angelobung wimmelte es nur so von diversen Waffengattungen der Polizei im Zentrum Belgrads: Verkehrspolizisten, Spezialeinheiten, Gendarmerie, Garde bewachten jede Kreuzung, jeden Baum im Park vor dem Präsidentenpalast. Der Verkehr in der City war blockiert, Sirenen heulten in der Stadt, die Autobahn zum Flughafen war teilweise gesperrt, damit Vertreter der Nato, OSZE und Staatsgäste aus rund vierzig Staaten wie die österreichische Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, zügig zur Angelobung des serbischen Präsidenten kommen können.