Wien - Zu den Trauerfeiern für Bundespräsident Thomas Klestil haben sich am Samstag so viele Staatsoberhäupter gleichzeitig in Wien aufgehalten wie nie zuvor in der Geschichte der Zweiten Republik. Rund 25 Präsidenten sowie Altpräsidenten, Regierungschefs, Minister, Politiker, Diplomaten und Prinzen erwiesen dem Verstorbenen beim Requiem im Stephansdom und bei der Beisetzung am Zentralfriedhof die letzte Ehre. Klestils Amtsnachfolger Heinz Fischer und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel hatten am Rande der Trauerfeiern Gelegenheit für politische Gespräche. Die Exekutive zog eine positive Bilanz über ihren Großeinsatz. Der Schutz der Gäste und die Flughafen- Eskorten verliefen ohne Zwischenfälle.

Mittel-, Ost- und Südosteuropa

Gemäß der außenpolitischen Schwerpunktsetzung Klestils während seiner Amtszeit in Mittel-, Ost- und Südosteuropa kamen die meisten ausländischen Trauergäste auch aus diesem Raum. Alle Nachbarrepubliken waren durch ihre Staatspräsidenten vertreten; aus Liechtenstein kam Fürst Hans-Adam II. Der neue Bundespräsident Heinz Fischer empfing noch am Vormittag vor dem Trauergottesdienst seine Amtskollegen aus Deutschland, Horst Köhler, und Italien, Carlo Azeglio Ciampi, in der Hofburg. Fischer und Köhler vereinbarten ein Treffen für Mitte August, Ciampi lud seinen neuen Amtskollegen für Herbst nach Rom ein.

Putin und Schwarzenegger

Zu den prominentesten Trauergästen zählten der russische Präsident Wladimir Putin und der kalifornische Gouverneur, der ehemalige Filmschauspieler und gebürtige Steirer Arnold Schwarzenegger. Auf Wunsch des amerikanischen Präsidenten George W. Bush führte er Delegation aus den USA an. Putin, der im Gespräch mit Fischer unter anderem über die Staatsvertrag-Feiern 2005 sprach, verließ Österreich bereits nach dem Requiem wieder. Schwarzenegger reiste nach der Beisetzungszeremonie von Wien noch zu einem kurzen Privataufenthalt in die Steiermark.

Freundschaftliches Verhältnis

Wie zu zahlreichen anderen Staatschefs und Politikern, die am Samstag nach Wien kamen, verband Thomas Klestil ein freundschaftliches Verhältnis mit Schwarzenegger und Putin. Klestil verbrachte einen großen Teil seiner diplomatischen Laufbahn in verschiedenen Positionen in den USA. Schwarzenegger lernte er während seiner Zeit als Generalkonsul in Los Angeles zwischen 1969 und 1974 kennen. Putin hatte in seiner Reaktion zum Ableben Klestils gesagt, er sei ihm "über Jahre freundschaftlich verbunden gewesen und habe die besten Erinnerungen an ihn". Im Februar dieses Jahres hatte er den verstorbenen Bundespräsidenten und seine Gattin Margot noch mit einem besonderen Gastgeschenk bedacht: zwei Welpen aus einem Wurf seiner Labrador-Hündin "Conny".

Königshäuser

Unter den Angehörigen der europäischen Königshäuser, die am Staatsbegräbnis teilnahmen, waren an vorderster Stelle König Carl XVI. Gustaf von Schweden und Königin Silvia. Vor dem Sarg vor der Präsidentengruft auf dem Zentralfriedhof verneigten sich auch Kronprinz Felipe von Spanien und seine Gattin Letizia, sowie die Kronprinzen von Belgien, Philippe, von Norwegen, Haakon, und der Niederlande, Willem-Alexander. Das britische Königshaus wurde durch Prinzessin Anne vertreten.

Fischler repräsentierte die EU

Landwirtschaftskommissar Franz Fischler repräsentierte die EU. Weitere Österreicher bei internationalen Organisationen, die Abschied von Klestil nahmen, waren der Generalsekretär des Europarates, Walter Schwimmer, und der Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, Peter Schieder. Für die Vereinten Nationen, in deren New Yorker Hauptquartier Klestil als österreichischer Botschafter tätig war, kam der stellvertretende Generaldirektor der UNO in Wien, Franz Baumann, zu den Trauerfeiern.

Apostolischer Nuntius

Papst Johannes Paul II. hatte eigens für das Staatsbegräbnis den Apostolischer Nuntius in Österreich, Erzbischof Georg Zur, zu seinem Sonderbotschafter ernannt. Der Fürst und Großmeister des Souveränen Malteser Ritterordens, Fra Andrew Willoughby Ninian Bertie, der den Rang eines Staatsoberhauptes hat, war ebenfalls unter den Trauergästen. Israel, das Klestil als erster österreichischer Bundespräsident besuchte, entsandte seinen Tourismusminister Gideon Esra. Auch die mit Klestil persönlich befreundeten Altpräsidenten Tschechiens, Vaclav Havel, und der Slowakei, Rudolf Schuster, fanden sich unter den Trauergästen.

Großeinsatz für Sicherheitskräfte

Für die Exekutive bedeutete das Staatsbegräbnis einen Großeinsatz. Einige Trauergäste waren schon am Freitag eingetroffen. Laut Innenminister Ernst Strasser (V) waren 1.300 Mitarbeiter u. a. der WEGA, des Einsatzkommandos Cobra und des Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung im Einsatz. Sie sorgten für die Sicherheit der ausländischen Gäste auf dem Weg vom und zum Flughafen, während des Staatsbegräbnisses und während der Empfänge, die Kanzler Schüssel im Bundeskanzleramt und Klestils Nachfolger Fischer in der Hofburg ausrichteten. (APA)