Kerbela - Noch vor der offiziellen Wiedereinführung der Todesstrafe im Irak hat ein Richter in der südirakischen Schiitenstadt Kerbela drei Angeklagte zum Tode verurteilt. Richter Saleh Shibani begründete seine Urteile am Samstag mit der besonderen Schwere der Straftaten, bei denen es sich um Massenmord sowie um Vergewaltigung mit anschließendem Mord handelte. "Das ist angesichts der Lage im Land und der Ausbreitung bewaffneter Banden ein mutiges Urteil", sagte der Richter über seine Entscheidung. Zudem handle es sich um die ersten Urteile der irakischen Justiz seit dem Sturz Saddam Husseins.

Geldstreitigkeiten

Dem örtlichen Polizeichef General Abbas el Hosni zufolge gestand ein 25-jähriger Angeklagter, seinen Vater, seine Schwiegermutter und vier Brüder wegen Geldstreitigkeiten mit einer Schaufel und einer Hacke getötet zu haben. Einige der Opfer seien zum Schluss erdrosselt worden. Ein Neffe sei wegen Komplizenschaft in demselben Fall verurteilt worden. Der dritte Verurteilte sei ein 45-jähriger Mann. Er habe seine 16-jährige Tochter vergewaltigt und sie umgebracht, weil sie schwanger wurde.

Die Verurteilten können theoretisch in die Berufung gehen und anführen, dass die Todesstrafe zum Zeitpunkt des Urteils außer Kraft war. Die irakische Übergangsregierung unter Ministerpräsident Iyad Allawi hatte Ende Juni beschlossen, die von den US-Besatzern ausgesetzte Todesstrafe wieder einzuführen. (APA/Reuters)