Bild nicht mehr verfügbar.

Norbert Lopper, 85, Exgeschäftsführer der Austria.

Foto: APA

Wien - In einer Zeit der Beschleunigung tut es gut, einen Blick zurück an den Beginn der Bewegung zu riskieren. Es war so 1953, das Jahr der Erstbesteigung des Mount Everest, knapp vor dem Staatsvertrag, Europa normalisierte sich schön langsam, da kehrte ein gewisser Norbert Lopper, Ex-Kicker des Wiener Ex-Meistervereins Hakoah, aus dem Exil in Brüssel nach Wien zurück. Der Fußball florierte bereits wieder halbwegs, Lopper gründete einen Austria-Fanclub und weil der einigen (Fähnchen-)Wind machte, erhielt er ein Angebot, im Austria-Sekretariat zu arbeiten. Lopper akzeptierte und hackelte beim bürgerlichsten Verein Österreichs bis 1983. Die meiste Zeit allein, er bildete sozusagen die Personalunion von Manager, Sekretär, Telefonfräulein und Spielevermittler. Lopper: "Wie der Ocwirk Trainer war, hat er gesagt, bring mir jede Woche einen starken Gegner, das ist mir lieber als jedes Training."

Transfers nebenbei gecheckt

Die inzwischen fast absolute Macht der Sportwissenschaft würde solch ein spontanes Arbeiten heutzutage verhindern. Kein Wunder, inzwischen kümmert sich ja eine Heerschar von Experten um die Mannschaft, und da ist der teure Beitrag von Spielervermittlern noch gar nicht eingerechnet. Lopper hatte einen "Alles-inklusive-Vertrag", jahrelang auch Benzin und Reparaturen seines durchaus privaten Dienstautos. Sitten aus grauer Urzeit, die glücklicherweise längst aus der Mode gekommen sind. Heute macht allein das Austria-Büro mehr Steuersumme als in den 50er-Jahren die ganze Liga. Und eine Reihe von Transfers fädelte Lopper so nebenbei ein. Martinez und Morales (beide zusammen um 67.000 Dollar, inklusive der Gewerkschaftsabgaben), Prohaska, Aguas (ein südamerikanischer Superstar, der leider schon ausgebrannt war), Zvetkov, Petkov, Prohaska (der Ex-Trainer und heutige Analytiker), Koncilia (der Ex-Goalie und Ex-Manager), Daxbacher - sie alle kamen unter Loppers Mitwirkung oder Aufsicht zur Austria. Zu exakt null Euro Provision oder Vertrags-Prozente-Mitschneiden. Heute würde eine ganze Branche ob solcher Preisdrückerei aufschreien.

Sympathisanten statt Anhänger

"Die Austria hatte nie viele Zuschauer", sagte er unlängst in einem Wiener Café, dem eigentlichen Stadion der Austria. Andere Klubs haben viele Anhänger, sagt Lopper, die Austria hat viele Sympathisanten. (Nein, zu Frank Stronach sagt er nichts, nicht einmal zu den Gründen, warum er nichts sagt, sagt er was. Ehrlich.) Nur wenn die Austria gegen die Rapid spielt, dann kommt ein Haufen Leute auf den Platz. "Wir haben immer von den Heimspielen gegen Rapid gelebt", sagt er. Das war auch die These seines liebsten und besten Chefs, des Joschi Walter. "Wenn's der Rapid gut geht, geht's der Austria auch gut." Solch solidarische und logische Einsicht in die Mechanik des Wettbewerbs ist auch abgekommen.

Norbert Lopper wurde am 4. Juli 85 Jahre alt, er besucht immer noch regelmäßig die Heimspiele der Austria und wünscht ihr alles Gute. (Johann Skocek - DER STANDARD PRINTAUSGABE 10./11.7. 2004)