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Es gibt kein Gesetz, das einen Fluchtversuch unter Strafe stellt - solange keine Personen gefährdet werden

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Der jüngste Ausbruchsversuch des früheren Filmemachers Wolfgang Ott ging schief

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Der Exrennfahrer Tibor Foco konnte türmen

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Peter Grossauer wollte sich freipressen und scheiterte

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Gefängnisausbrüche bringen in den seltensten Fällen dauerhafte Freiheit. Tibor Foco ist der einzige Häftling, der seit seinem Verschwinden vor neun Jahren nicht mehr aufgetaucht ist. Der Graf-von-Monte-Christo-Trick von Wolfgang Ott scheiterte vor wenigen Tagen nur knapp.

Wien/Graz – Sieben Häftlinge haben im gesamten Vorjahr den Versuch unternommen, ihre Haftstrafe auf eigene Faust zu verkürzen. Alle sitzen heute wieder hinter Gittern. Als erster im laufenden Jahr hätte es Wolfgang Ott vor wenigen Tagen fast geschafft, doch ein aufmerksamer Beamter der Justizwache verhinderte, dass sich der verurteilte Doppelmörder aus der Justizanstalt Graz-Karlau schmuggeln konnte.

Strafrechtlich bleibt der Vorfall für Ott ohne Konsequenzen, es gibt kein Gesetz, das einen Fluchtversuch unter Strafe stellt – solange keine Personen gefährdet werden. Für seinen Versuch hatte Ott Anleihen beim Grafen von Monte Christo genommen. Anstatt, wie in der berühmten Romanvorlage von Alexandre Dumas, sich in einem Sack aus der Zelle tragen zu lassen, setzte Ott aber auf eine selbst gezimmerte Kiste.

Selbst gezimmerte Kiste

Auf die Idee ist Ott in der anstaltseigenen Tischlerei gekommen, wo er eine Lehre absolvierte. Die Kiste sollte per Justizwache-Lkw in die Gefängnisaußenstelle Maria Lankowitz transportiert werden. Über den weiteren Fluchtplan des ehemaligen Filmemachers, der seit 1996 eine lebenslange Haftstrafe wegen der Ermordung von zwei jungen Frauen absitzt, wurde nichts bekannt. Ein Wachebeamter kontrollierte jedenfalls vor der Sicherheitsschleuse am Tor die Kiste und entdeckte den Häftling.

Eine Belobigung durch Karlau-Direktor Oberst Franz Hochstrasser ist dem aufmerksamen Wachebeamten sicher. Ott muss für drei Wochen in Einzelhaft, bei seinen eingeschränkten Hofrunden wird er vorläufig von mindestens einem uniformierten Aufpasser begleitet. In der Karlau wurden Sicherheitsmaßnahmen verstärkt, man befürchtet Nachahmungstäter.

Flucht genau geplant

Wesentlich häufiger als Ausbrüche sind Versuche, während eines Haftausfluges abzuhauen. Tibor Foco hatte 1995 eine derartige Gelegenheit genützt – während eines Besuches der Universität Linz, wo er als Jusstudent inskribiert war. Die Flucht war genau geplant, selbst ein Motorrad stand bereit. Als Fluchthelfer wurden später unter anderem seine Eltern verurteilt.

Exrennfahrer Foco ist Flucht gelungen

Der Exrennfahrer Foco, der 1987 wegen der Ermordung einer Prostituierten "lebenslang" erhalten hatte, ist der einzige Häftling, der bis heute untergetaucht blieb. Er stellte sich auch nicht, als 2000 seine Verurteilung aufgehoben und das Verfahren neu aufgerollt wurde. Foco ist nach wie vor der Beschuldigte.

Erpressung

Im November 1996 wollten sich in Graz-Karlau drei gefährliche Gewalttäter durch eine Geiselnahme freipressen. Adolf Schandl (schwerer Raub), Peter Grossauer (Mord) und Tawfik Ben Ahmed Chaovali (beteiligt am Terroranschlag auf den Wiener Flughafen 1986) brachten mehrere Angestellte aus der Anstaltskantine in ihre Gewalt und drohten mit selbst gebastelten "Flaschenbomben". Die Cobra stürmte schließlich das Gefängnis und beendete den gefährlichen Zwischenfall ohne Blutvergießen. Dem Trio wurden dafür zusätzlich bis zu 19 Jahre Haft aufgebrummt. (Michael Simoner, DER STANDARD Printausgabe 10.7.2004)