Im Mittelpunkt der präsidentiellen Begräbnisstätte steht das Grabmal für das erste Staatsoberhaupt, das in der Präsidentengruft beerdigt wurde: Ein aus oberösterreichischem Granit gefertigte Tumba steht zu Ehren Karl Renners, der am 31. Dezember 1950 gestorben ist. Auf dem Deckel des Sarkophags ist der Adler des österreichischen Staatswappens zu sehen.
Renner folgten Theodor Körner (1957), Adolf Schärf (1965) und Franz Jonas (1974). Sie alle starben während ihrer Amtszeit und wurden mit Staatsbegräbnissen verabschiedet. Ein Begräbnis mit Staatspomp und Leichenzug (pompa funebris) steht jedem Präsidenten zu, egal, ob er im Amt oder im Ruhestand verstorben ist.
Auf Wunsch Funèbre ohne Pomp
Eine Ausnahme davon wollte der fünfte Tote, der in der Präsidentengruft bestattet ist: Rudolf Kirchschläger hinterließ seinen letzten Willen in einem umfangreichen und detaillierten Konvolut. Und darin schrieb er, dass er kein Staatsbegräbnis, sondern eine betont bescheidene, volksnahe Verabschiedung ohne Staatsprunk haben möchte. Funèbre ohne jeden Pomp. Statt eines opulenten Requiems wurde bei Kirchschlägers Begräbnis ein "Volksgottesdienst" abgehalten. Von einer öffentlichen Aufbahrung wurde ebenso Abstand genommen wie von einer Konservierung des Leichnams. Auch der verstorbene Präsident Klestil wurde übrigens (anders als etwa zuletzt Kardinal Franz König) nicht einbalsamiert.
Thomas Klestil hat für sein Ableben keinerlei schriftliche Vorkehrungen getroffen. Das Staatsbegräbnis wurde daher von der Präsidentschaftskanzlei, dem Bundeskanzleramt und der Bestattung Wien organisiert. Bis Freitagnachmittag hatten sich 25 Staatsoberhäupter aus der ganzen Welt angesagt, um dem Mann, der zwölf Jahre lang die Spitze der Republik Österreich repräsentiert hat, ihren Respekt zu zollen. Inklusive zahlreicher Gelegenheiten für politische Gespräche am Rande der Trauerfeier, etwa Samstagmittag bei einem Empfang im Bundeskanzleramt und nach der Beerdigung spätnachmittags an dem Ort, wo der Verstorbene die letzten zwölf Jahre gearbeitet hat, in der Präsidentschaftskanzlei in der Hofburg. Auch Thomas Klestils bester Freund aus Erdberger Jugendtagen, der berühmte Jazzmusiker Joe Zawinul, wollte aus Italien anreisen.
Haydn-Requiem und Marienbilder
Für die kirchliche Zeremonie haben sich die Witwe von Thomas Klestil, Margot Klestil-Löffler, und die Familie mit der ersten Frau Edith Klestil das Michael-Haydn-Requiem gewünscht. Dieses habe für Klestil eine besondere Bedeutung gehabt. Ebenso wie die zelebrierenden Kirchenmänner: Neben Kardinal Christoph Schönborn, der als Hauptzelebrant die Predigt halten sollte, war ein befreundeter Priester, nämlich der Superior von Mariazell, Pater Karl Schauer, bei der Totenmesse dabei, wie auch die Diözesanbischöfe, Weihbischof Ludwig Schwarz und Caritas-Direktor Michael Landau. Außer Schönborns Predigt waren keine Ansprachen geplant.
Nach dem Gottesdienst führt der letzte Weg des toten Staatsoberhaupts hinaus in den elften Wiener Gemeindebezirk. Bei der liturgischen Beisetzungsfeierlichkeit spielt die Gardemusik Chorsätze aus der österreichischen Tradition wie "Jesus, Dir leb ich" und "Schutzfrau Österreichs". Klestils Verbundenheit mit dem Wallfahrtsort Mariazell wurde nicht nur durch die Teilnahme des dortigen Superiors symbolisiert: Das Sterbebild Klestils zeigt die Gnadenstatue aus dem steirischen Marienort.