Wien/Brüssel - Die Reduktion der Treibhausgase wird in Österreich immer mehr zur unerreichbaren Wunschvorstellung. Das so genannte Kioto-Ziel, das eine Reduktion der schädlichen Gase bis 2010 vorsieht, ist weiter denn je entfernt, zeigt der jüngste Umweltkontrollbericht des Umweltbundesamtes (UBA).

Österreich an viertletzter Stelle

Eigentlich sollten in sechs Jahren um 13 Prozent weniger Kohlendioxid (CO), Methan (CH) und Lachgas (NO) in die Atmosphäre geblasen werden als noch 1990, lautet das Ziel. Tatsächlich liegt der Index derzeit aber um fast 17 Punkte über dem Plan, der Co-Ausstoß ist sogar noch stärker gestiegen (siehe Grafik). Im EU-Vergleich liegt Österreich damit an viertletzter Stelle, merkt das UBA an.

Ursachen für schlechte Bilanz: Verkehr

Eine der wichtigsten Ursachen für die schlechte Bilanz ist der Verkehr: Zwischen 1990 und 2001 stiegen die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor (Kraftfahrzeuge, Flugzeuge, Schiffe und Bahn) um 49 Prozent. Auch aus einer anderen Zahl lässt sich die Liebe der Österreicher zur Mobilität ablesen: Seit dem Jahr 2000 wird hierzulande mehr Energie für die motorisierte Fortbewegung benötigt als für die Heizungen und Klimaanlagen in den Wohnungen.

Im Straßenverkehr nutzen auch technische Neuerungen, die den Schadstoffausstoß reduzieren sollen, nur wenig. Der einzelne Pkw braucht zwar weniger Sprit, dafür wird öfter gefahren: Insgesamt wurden im Jahr 2002 rund 6,3 Millionen Tonnen Benzin und Diesel in Automotoren verbrannt, um 63 Prozent mehr als noch 1990.

Mangelnde Umweltschutzbestimmungen Wegen mangelnder Umweltschutzbestimmungen bekommt Österreich auch Probleme mit der EU. Am Donnerstag verurteilte der Europäische Gerichtshof (EuGH) Österreich wegen Versäumnissen bei der Luftreinhaltung. Mehrere Punkte einer EU-Richtlinie, die den Schadstoffausstoß großer Kraftwerke senken sollte, sind nicht umgesetzt worden. Eine Rüge kam am Donnerstag auch von der EU-Kommission, da Österreich bisher kein Programm gegen die Luftverschmutzung in Ballungsräumen vorgelegt hat. (APA, moe, DER STANDARD Printausgabe 9.7.2004)