"Nach dem Abgang Mosers hat es viele Fragezeichen gegeben. Die Fragen sind aber heute in ausreichendem Maß beantwortet worden. Der Zug kann weiterlaufen, die Weichen sind gestellt", erklärte ÖBB-Aufsichtsratspräsident Wolfgang Reithofer nach der Sitzung. Ganz anders sieht das die Gewerkschaft: Sie glaubt, dass durch die Interimsstruktur Entscheidungen am ÖBB-Holding-Vorstand vorbei gefällt werden. Die Vorstände würden "zu Marionetten degradiert", sagte Eisenbahnergewerkschafter Wilhelm Haberzettl nach der Sitzung, aus der die Gewerkschaft aus Protest ausgezogen ist.
Kapitalvertreter kritisch
Kritik kam überraschend aber auch von Seiten der Kapitalvertreter. Ein Aufsichtsrat, der nicht namentlich genannt werden will, sagte zur APA: Die Argumente der Gewerkschaft seien "nachvollziehbar", nach dem Moser-Abgang gehe es bei den ÖBB derzeit "drunter und drüber". Von der vielfach verkündeten unpolitischen Postenbesetzung könne keine Rede sein.
Nach Meinung Haberzettls hätte Trattner in den ÖBB-Holdingvorstand gewählt werden müssen. Dass dies nicht geschehen ist, führt man in der Gewerkschaft darauf zurück, "dass der Posten nun an einen ÖVPler vergeben werden soll", der künftig auch Generaldirektor Rüdiger vorm Walde beerben könnte.
Heftiger Streit
Heftigen Streit zwischen der Gewerkschaft und dem Aufsichtsratspräsidenten gab es im Aufsichtsrat auch um die Besetzungen des Güterverkehrsvorstands. Als Favorit - neben Absatzchef Ferdinand Schmidt - im Güterverkehr wird der ÖVP-nahe ehemalige Post-Vorstand Josef Halbmayr gehandelt, nachdem Gerhard Leitner, derzeit Vorstand der ÖBB-Speditions Holding, von Reithofer abgelehnt worden ist. Der Posten wird jetzt ausgeschrieben.