Abschied genommen
Nach Bildung der schwarz-blauen Koalition im Jahr 2000 hat sich Hostasch mit ihrem Ausscheiden aus dem Sozialministerium auch aus der ersten Reihe der Politik verabschiedet. Was aber noch lange nicht Ruhestand bedeutet. In der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) ist sie nach wie vor stellvertretende Vorsitzende, im Kontrollausschusses des ÖGB-Bundesvorstandes führt sie den Vorsitz. Auch in der SPÖ gehört Hostasch weiter dem Bundesvorstand an.
Pensionsreform
Als Sozialministerin (von 28.1.1997 bis 4.2.2000) brachte sie nach langen Verhandlungen eine Pensionsreform auf den Weg. Die 1998 in Kraft getretene Reform wollte die Frühpensionen u.a. mit einem zweiprozentigen Abschlag eindämmen und führte für Beamte einen Durchrechnungszeitraum von 15 Jahren bzw. 18 Jahren für FrühpensionistInnen ein. Diese Reform wurde von der schwarz-blauen Reform des Jahres 2000 aber quasi überholt. Hostasch war vorgeworfen worden, mit ihren Reformen nicht weit genug gegangen zu sein. Sie selbst vertrat hingegen immer die Auffassung, dass man vor allem das Pensionssystem nur behutsam, dafür aber kontinuierlich den Gegebenheiten anpassen solle.
Erbe
An weiteren Reformen hinterließ Hostasch das Arbeiterkammer-Gesetz, die Bildungskarenz, das Frauen-Nachtarbeitsgesetz sowie für den Arbeitsmarkt das Solidaritäts-Prämienmodell zur längeren Beschäftigung älterer ArbeitnehmerInnen und die Lehrlingsstiftungen. Als Gesundheitsministerin hat Hostasch den Krankenanstaltenzusammenarbeitsfonds (KRAZAF) durch die leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) ersetzt und das Gesundheitsförderungsgesetz mit der Schaffung des "Fonds Gesundes Österreich" ins Leben gerufen.
Zu konsensbereit
Die Sozialpartnerschaft war Hostasch stets ein besonderes Anliegen. Das machte sich auch in Verhandlungen immer wieder bemerkbar. Gestützt auf ihre gesicherte Basis der Sozialdemokratie und der Gewerkschaftsbewegung wusste sie aber nicht nur was sie will, sondern mit einem Gespür für das Machbare auch was sie ihren VerhandlungspartnerInnen zumuten kann. Laute oder gar schrille Töne waren dabei nie das ihre, ihr Verhandlungsstil wurde als überlegt und ruhig beschrieben. KritikerInnen warfen ihr dafür auch vor, manchmal zu wenig durchgesetzt zu haben und zu Konsens bereit gewesen zu sein.
Doppelbelastung
Erstaunen - vor allem unter Frauen - hat oft hervorgerufen, dass es Hostasch auch als Ministerin geschafft hat, nebenbei selbst ihren Haushalt zu führen. Dabei ließ sie es sich nicht nehmen, auch für ihren Mann Fritz, mit dem sie seit 1967 verheiratet ist, und ihre Mutter selbst zu kochen. Ihr Hobby war und ist der Garten. Besondere Zuwendung galt auch ihrem Airedale-Terrier "Joker".
Vita und Karriere
Hostasch wurde am 9. Juli 1944 in Wien geboren und trat nach der HAK-Matura 1962 in die damalige "Arbeiterbank" ein, wo sie 1975 Betriebsratsvorsitzende (bis 1992) der nunmehrigen BAWAG Wien wurde. Ebenfalls 1975 wurde sie BAWAG-Zentralbetriebsratsvorsitzende (bis 1994). Gewerkschaftlich beheimatet ist sie in der GPA, wo sie im November 1986 erstmals stellvertretende Vorsitzende und im März 1989 Vorsitzende als Nachfolgerin des tödlich verunglückten Sozialministers Alfred Dallinger wurde. Seit der Wahl von Hans Sallmutter zum Vorsitzenden 1997 ist sie wieder Stellvertreterin. Bereits seit 1983 gehört Hostasch dem ÖGB-Bundesvorstand an, von 1991 bis 1995 war sie auch ÖGB-Vizepräsidentin.