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Hält nichts von einer generellen Arbeitszeitverlängerung: Siemens-General Albert Hochleitner.

Foto: APA/Ulrich Schnarr
Wien - Die Konkurse von Grundig und Eudora sowie die Schließung des Bildröhrenwerks von LG.Philips im steirischen Lebring haben in der heimischen Elektro- und Elektronikindustrie 2003 ihre Spuren hinterlassen: Die abgesetzte Produktion ging um 4,4 Prozent auf 8,79 Mrd. Euro zurück.

Dramatische Sprünge nach unten machten die Sparten Bauelemente und Unterhaltungselektronik, sagte Fachverbandsobmann Siemens-Österreich-Chef Albert Hochleitner. Eine leichte Erholung war bei Verteilungs-und Schaltanlagen sowie in der Kommunikationstechnik spürbar, beide Bereiche verzeichneten Zuwächse.

Weniger Arbeiter

Deutlich ablesbar ist dieser Strukturwandel - weg von der Produktion, hin zu hochwertiger Entwicklungsarbeit - an der Zahl der Beschäftigten: Sie reduzierte sich nicht nur um 5,8 Prozent auf 55.212, sondern besteht mit 28.176 erstmals aus mehr Angestellten als Arbeitern.

Der Ausblick für 2004 ist dennoch nicht düster - erstmals seit fünf Jahren gebe es eine durchaus positive Grundstimmung. In den ersten drei Quartalen verzeichneten die Elektroniker sogar ein Beschäftigungsplus von 0,5 Prozent.

Was aufs Jahr gerechnet herauskomme, sei aber nicht abschätzbar. "Es wäre schön, wenn die Konjunkturprognosen, die heuer erstmals unterjährig nach oben statt nach unten revidiert wurden, tatsächlich einträfen."

40 Stunden nicht genug

Am Schrumpfungsprozess werde dies jedoch nichts ändern, sagt Hochleitner. Denn die Fertigung lohne sich nicht mehr, weil zu teuer. Das einzige Rezept dagegen: "Wir müssen die Kosten in den Griff kriegen, insbesondere die Überstunden." Eine Möglichkeit wäre die Verlängerung des Durchrechnungszeitraums von derzeit maximal 52 Wochen auf zwei Jahre.

Da es die 52 Wochen aber immer erst gebe, wenn ein Betrieb Probleme bekomme, müsse man "rechtzeitig an den Schrauben drehen und nicht erst, wenn die Krise da ist", so der Appell des Siemens-Chefs an die Gewerkschaften. "Unser Gegner ist nicht Fernost, sondern Osteuropa."

Die aktuell diskutierte, generelle Verlängerung der Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden hält Hochleitner für kein Allheilmittel. Sie helfe bestenfalls einigen Branchen. "Es geht in Wahrheit um Kosten, Produktivität und Leistung pro Stunde. Das Beste wäre daher, alles innerbetrieblich zu regeln", fordert Hochleitner.

Einheitskollektivvertrag

Statt der Lohnrunde, die für die Elektrobranche erst im Frühjahr 2005 beginnt, will Hochleitner im Herbst über einen Einheitskollektivvertrag verhandeln. Zwar gibt es seit Mai bereits ein einheitliches Entlohnungsschema für Arbeiter und Angestellte (Dreijahressprünge statt Biennien, 0,35 Prozent der Lohnsumme werden innerbetrieblich verteilt).

Bei den Aufwandsentschädigungen (Dienstreisen, Montage) fehle die Harmonisierung aber noch. "Diese kann vereinheitlicht werden, es darf insgesamt aber nicht weniger werden, muss aufkommensneutral sein", sagt Gewerkschafter Karl Proyer. (ung/DER STANDARD Printausgabe, 08.07.2004)