Wien - Wenige Tage nach seiner Rückkehr von der Europameisterschaft hat ÖFB-Präsident Friedrich Stickler eindringlich die Aufstockung der Fußball-Bundesliga gefordert. "Die Zehnerliga ist gescheitert, mit Sicherheit zu klein, ein Umdenken ist notwendig", sagte Stickler. Mit der großen Zahl an Legionären, komme der eigene Nachwuchs abhanden. "Und Top-Legionäre sind für unser Klubs unbezahlbar", meint er.

Nach der "schweren Geburt" in der Ersten Liga, die ab der Saison 2005/06 von zehn auf zwölf Vereine vergrößert wird, will der Lotterien-Boss zum Thema Aufstockung mit der Bundesliga Gespräche führen. "Wir müssen die Anreize verstärken, damit junge Spieler eingesetzt werden. Ich fordere unsere Trainer und Klubpräsidenten auf, jungen Spielern Vertrauen und Geduld entgegenzubringen."

"Liga zu klein"

Wenn Österreichs Team in der EM-Endrunde 2008 im eigenen Land bestehen wolle, müsse man den Weg der Jugend gehen. Die EURO 2004 habe auch bewiesen, dass sogar 18-Jährige in großen Mannschaften Führungsrollen einnehmen können. "Es ist ein deutlicher Hinweis, dass es nicht sein kann, dass in Österreich Spieler 22 Jahre werden müssen, um in Kampfmannschaften eingesetzt zu werden", meint Stickler, der nicht zuletzt deshalb, die aktuelle Liga-Größe als "zu klein" ansieht.

Bei nur zehn Vereinen würden viele Klubs rasch in Abstiegsgefahr geraten. "Eine Zehnerliga ist kontraproduktiv, weil in höchster Not schnell eingekauft würde." Um das Problem der Legionäre, das nicht nur Österreich betrifft, in den Griff zu bekommen, plant die UEFA die Zahl der Legionäre mit sieben und die Zahl der Kaderspieler mit 25 Akteuren pro Mannschaft zu begrenzen.

Bundesliga will nicht mehr darüber nachdenken

Über die Möglichkeit einer Aufstockung sei schon lange vor dem Stickler-Vorstoß gesprochen worden, sagte der für den Spielbetrieb zuständige Bundesliga-Vorstand Thomas Kornhoff in einer ersten Reaktion gegenüber der APA. "In Teilen der Bundesliga wurden auch Überlegungen angestellt, doch gibt es einen vor zwei, drei Monaten gefassten Beschluss der Präsidenten-Konferenz, dass man über eine Aufstockung nicht nachdenken soll, weil die Zehnerliga die optimale Form darstellt", so der 38-Jährige.

Die Liga habe mit den Klubmanagern und Sportdirektoren ein Modell mit 16 Vereinen in der obersten Spielklasse auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten diskutiert und dabei alle Für und Wider gegenübergestellt. Kornhoff verhehlt jedoch nicht, dass er persönlich an einer Liga mit mehr als zehn Klubs Gefallen fände und Partien von Großen gegen Kleine auch ihre besonderen Reize hätten.

"Nicht finanzierbar"

"Für zwei 16er-Profi-Ligen gibt es aber keinen Platz, weil nicht finanzierbar. Wenn, dann sollte man gleich auf 18 Vereine mit drei Ab- und Aufsteigern mit den Regionalligen gehen." Den Ansätze von Stickler betreffend der Forcierung der Jugend und den Bestrebungen der UEFA, die Legionäre pro Mannschaft auf sieben zu limitieren, steht Kornhoff positiv gegenüber.

Der Kärntner wies in diesem Zusammenhang auf den bestehenden, so genannten Österreicher-Topf, der mit rund 4,5 Mio. Euro pro Saison gefüllt ist, hin. Ab 2004/05 müssen auf dem Spielbericht von 18 Spielern pro Bundesliga-Mannschaft mindestens acht Österreicher sein. "Diese Quote wird bis 2008 jährlich um einen Österreicher erhöht, so dass am Ende nur noch sieben Ausländer aufscheinen dürfen", erklärt Kornhoff. Verstoße ein Verein in nur einer Runde, erhalte er keinen Cent aus dem Pool. (APA)