Wien - Erste-Finanzvorstand Reinhard Ortner hat das Interesse der Erste Bank an der zur Privatisierung anstehenden rumänischen Großsparkasse CEC (Casa de Economii si Consemnatiuni). Man sehe sich auch die BCR (Banca Comerciala Romana) an, doch würde vor allem die CEC gut zur Ersten passen, sagte Ortner am Mittwoch vor Journalisten in Wien. Die CEC habe ein ähnliches Profil wie die beiden Erste-Tochterbanken Ceska sporitelna und Slovenska Sporitelna.

Rumänien sei derzeit der Markt, an dem die Erste Bank - was weitere Akquisitionen in Osteuropa betrifft - "prioritär interessiert" sei, betonte Ortner. Angesprochen auf die staatliche polnische Sparkasse PKO BP, die bis Jahresende teilweise privatisiert werden soll, winkte der Erste-Vorstandsdirektor ab: Hier sei in absehbarer Zeit nicht zu erwarten, dass der Staat seine Mehrheit abgeben werde. Interesse an der PKO, aber auch an den rumänischen Banken BCR und CEC hat bereits mehrfach die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) bekundet.

Keine Übernahme der Budapester Warenbörse

Berichte ungarischer Medien, wonach bei der Übernahme der Budapester Wertpapierbörse (BSE) im Mai durch ein österreichischen Konsortium (mit der Ersten an Bord) gleichzeitig auch die Budapester Warenbörse (BCE) mehrheitlich übernommen worden sei, wies Ortner zurück.

Nach seiner Einschätzung gibt es in Mittel- und Osteuropa (CEE) noch großes Wachstumspotenzial bei Bank- und Versicherungsdienstleistungen. So mache das Kredit- und Einlagenvolumen dort nur rund 50 Prozent des BIP aus, während es in Westeuropa 100 Prozent oder mehr betrage, erklärte Ortner heute bei einer Pressekonferenz im Vorfeld eines CEE-Symposions zum Thema "Wie nachhaltig ist das Wachstum in Mittel- und Osteuropa?", das am 18. und 19. November von der Universität Wien zum zweiten Mal veranstaltet wird.

Kernmarkt Zentral- und Mitteleuropa

Die UNIQA-Versicherungsgruppe betrachte als ihren "Kernmarkt nicht Österreich, sondern Zentral- und Mitteleuropa, sagte Vorstandsdirektor Andreas Brandstetter. Dazu zähle für die UNIQA auch das nördliche Italien, die Schweiz und der süddeutsche Raum. Durch die Ostöffnung habe die UNIQA ihren Umsatz innerhalb weniger Jahre auf 4 Mrd. Euro verdoppelt.

Der wirtschaftliche Aufholprozess der neuen EU-Mitgliedsländer werde nur dann nachhaltig sein, wenn Forschung und Innovation verstärkt würden, betonte der Rektor der Universität Wien, Georg Winckler. In den EU-15 würden derzeit etwa 500.000 Wissenschafter fehlen, in den 10 neuen EU-Mitgliedsländern 200.000. Gemessen an den Bevölkerungszahlen sei die Forscherlücke im Osten daher besonders hoch, so Winckler.

Nachhaltiges Wachstum in den mittel- und osteuropäischen Ländern ist nach Ansicht der Vizepräsidentin des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), Juliane Besters-Dilger, nur durch eine intensive Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft zu gewährleisten. Hier habe Österreich für die neuen EU-Länder zum Teil Vorbildfunktion, etwa mit den Programmen "k-plus", "AplusB" und dem "Impulsprogramm". "Musterschüler" sei vor allem Estland, das bereits sechs Kompetenzzentren für Forschung und Wirtschaft nach österreichischem Vorbild gegründet habe, wobei die österreichische Technologie Impulse Gesellschaft (TIG) direkt involviert sei. Auch in Ungarn gebe es seit dem Vorjahr eine eigene Organisation zur Unterstützung der Kooperation von Forschung und Wirtschaft, so Besters-Dilger.(APA)