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IAEO-Chef ElBaradei ist am Dienstag zu seinem ersten Besuch seit sechs Jahren in Israel eingetroffen.

FOto: AP Photo/Ariel Schalit
Jerusalem/Tel Aviv - Israel hat dem Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Mohamed ElBaradei, seine Sorge über das iranische Atomprogramm deutlich gemacht. Nach einem Treffen mit dem Vorsitzenden der israelischen Atomenergiekommission, Gideon Frank, sagte ElBaradei am Mittwoch, er habe für eine atomwaffenfreie Zone im Nahen Osten geworben. Israels Nachbarn sähen ein militärisches Ungleichgewicht. Israel wolle dieses Thema jedoch erst diskutieren, wenn es einen umfassenden Frieden im Nahen Osten gebe. Israel verfügt nach Meinung vieler Experten seit Jahren über Atomwaffen, gibt das aber nicht offiziell zu.

Der Iran hat am Mittwoch Vorwürfe Israels und der USA zurückgewiesen, es arbeite an der Entwicklung von Atomwaffen. Außenamtssprecher Hamid Reza Assefi sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur ISNA, die Klagen Israels zielten darauf ab, "die eigenen Atomwaffen zu verstecken und den Widerstand gegen internationale Verpflichtungen zu rechtfertigen". Die Vorwürfe seien völlig unbegründet.

"Atomare Zweideutigkeit"

ElBaradei will bei seinen Gesprächen in Israel auch für eine Offenlegung des mutmaßlichen israelischen Nuklearwaffenarsenals werben. Seine Chancen gelten als gering; denn seit Jahrzehnten verfolgt Israel eisern die Strategie der "atomaren Zweideutigkeit". Das heißt schlicht: Kein Wort über Kernwaffen. Israel bestätigt weder, dass es Atomwaffen besitzt noch dementiert das Land dies. Unter internationalen Experten gilt indes als sicher, dass Israel solche Waffen besitzt - spätestens seit vierzig Jahren, als Israel die Atomanlage in Dimona im Süden des Landes in Betrieb nahm. Das Land soll heute zwischen 100 und 200 Atombomben besitzen, die entweder von Flugzeugen abgeworfen oder auf die Mittel- und Langstreckenraketen vom Typ "Jericho" montiert werden können.

Das Verhalten Israels basiert unter anderem auf einer Abmachung mit den USA aus dem Jahr 1969. Dabei verpflichtete sich das Land, kein Wort über den etwaigen Besitz von Atomwaffen zu verlieren. Die USA drängen Israel im Gegenzug nicht dazu, sich internationaler Kontrolle zu unterstellen. Israel gehört zusammen mit Indien und Pakistan zu den Ländern, die den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet haben. Dieser sieht unter anderem regelmäßige Kontrollen durch die IAEO vor. Israel begründet sein Verhalten unter anderem damit, dass früher oder später auch andere Länder in der Region, etwa der Iran, über Atomwaffen verfügen werden.

Nur selten wurde das israelische Schweigen durchbrochen. In den 80er Jahren verriert der israelische Atomforscher Mordechai Vanunu einem englischen Reporter Einzelheiten über das israelische Atomprogramm. Vanunu verbrachte dafür 18 Jahre im Gefängnis. Im Jahr 2001 räumte Israels Außenminister Shimon Peres ein, dass sein Land schon 1956 von Frankreich "atomare Kapazitäten" erhalten habe. (APA/dpa)