Freetown - Vor dem Kriegsverbrechertribunal in Sierra Leone hat am Montag der Prozess gegen drei ehemalige Rebellenchefs der Vereinigten Revolutionären Front (RUF) begonnen. In 18 Anklagepunkten werden Issa Sesay, Morris Kallon und Augustine Gbao unter anderem Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Zudem müssen sie sich wegen der Rekrutierung von Kindersoldaten sowie wegen Zwangsverheiratungen zur Legalisierung tausender Entführungen und Vergewaltigungen verantworten. Während der auf ein halbes Jahr angesetzten Anhörungen sollen 200 Zeugen der Anklage aussagen.

Die Angeklagten hatten zuvor angekündigt, den Prozess zu boykottieren und erst vor dem Tribunal zu erscheinen, wenn das Oberste Gericht des westafrikanischen Landes die Rechtmäßigkeit des Verfahrens festgestellt hat. Das Kriegsverbrechertribunal arbeitet auf der Grundlage internationalen und nationalen Rechts und wurde eingerichtet, um die Hauptverantwortlichen des Krieges abzuurteilen. Angeklagt wurden bislang insgesamt erst elf Beschuldigte.

Zahlreiche Zivilisten hingerichtet und verstümmelt

Die RUF-Rebellen haben während des Bürgerkriegs in Sierra Leone von 1991 bis 2001 zahlreiche Zivilisten hingerichtet und verstümmelt. Zu ihren Praktiken zählte es, die Hände, Füße, Nasen oder Ohren ihrer Opfer abzuhacken. Während des zehnjährigen Kieges kamen insgesamt 200.000 Menschen ums Leben.

Die drei Angeklagten zählen zu den letzten noch lebenden Rebellenchefs der RUF nach dem Tod von RUF-Gründer Foday Sankoh und seines Gehilfen Sam Bockarie. Auch der frühere liberianische Staatschefs Charles Taylor ist wegen seiner Rolle während des Bürgerkriegs im Nachbarland vor dem Kriegsverbrechertribunal in Freetown angeklagt. Obwohl gegen ihn ein internationaler Haftbefehl vorliegt, lebt er seit seinem Abtritt im August 2003 im nigerianischen Exil.(APA)