Applaus von Herrn Schachner.

Wien - Die Trainer der Top Vier in der abgelaufenen österreichischen Fußball-Meisterschaft haben vor Sensationseuropameister Griechenland den Hut gezogen. "Man hat gesehen, dass man mit taktischer Disziplin viel erreichen kann", meinte etwa GAK-Meister-Coach Walter Schachner. "Ich habe mich riesig für die Griechen gefreut", sagte Austrias Sportmanager Günter Kronsteiner und Pasching-Betreuer Georg Zellhofer ergänzte: "Die Griechen haben auch unter Druck hervorragend kombiniert. Es wäre zu einfach zu sagen, das sind nur Betonanrührer."

Auch Rapid-Trainer Josef Hickersberger war vom Überraschungsteam beeindruckt. "Die Griechen haben gezeigt, dass man mit einer realistischen Spielweise und etwas Spielglück viel erreichen kann." Der frühere ÖFB-Teamchef hat eine wichtige Erkenntnis aus der EM gewonnen: "Mit guter Kondition und gutem Teamgeist sind auch technisch bessere Teams zu besiegen, das hat Griechenland perfekt demonstriert."

Mit einer Renaissance des oft als "antiquiert" beschriebenen griechischen Systems mit Libero und Manndeckern rechnet Hickersberger aber nicht. "Ich glaube nicht, dass man mit dieser Spielweise die Zuschauer auf Dauer zufrieden stellen kann, will aber auch den Erfolg der Griechen nicht abwerten."

Positive Rückschlüsse lassen sich laut "Hicke" durch den Überraschungs-Europameister aus österreichischer Hinsicht im Hinblick auf die Heim-EM ziehen. "Das Auftreten der Griechen kann Österreich für 2008 Hoffnungen machen." Das Spiel der Hellenen 1:1 zu kopieren, wäre für Hickersberger freilich der falsche Weg.

Dieser Ansicht ist auch Schachner. "Die Frage ist immer: Wie kann ich aus der Mannschaft, die mir zur Verfügung steht, das bestmögliche herausholen? Rehhagel hat die richtige Strategie gewählt", erklärte "Schoko". In punkto internationale Vorbildwirkung der griechischen Taktik schloss sich Schachner der Meinung Hickersbergers an. "Ich glaube nicht, dass andere Vereine jetzt ein ähnliches System spielen werden. Manndeckung ist einfach veraltet, der technisch versierte und offensive Fußball der beste. Aber man hat bei der EM gesehen, dass auch gute Teams die taktische Disziplin einhalten müssen."

So wie für Schachner kommt auch für Austrias Kronsteiner eine Übernahme der griechischen Fußball-Philosophie bei seinem Klub nicht in Frage. "Aber mir hat an Rehhagel imponiert, dass er seine Taktik beinhart durchgezogen hat, auch wenn er dafür zeitweise belächelt worden ist." Die Entwicklung im internationalen Fußball trat laut Kronsteiner auch bei der EM deutlich zu Tage, es gebe weder Über-Mannschaften noch krasse Außenseiter mehr. "Der Unterschied zwischen Fast-Nobodies und den großen Stars ist ganz klein. Im modernen Fußball ist das Kollektiv gefragt, dem sich alle unterordnen müssen."

Für Pasching-Coach Zellhofer hat sich in Portugal ein bereits bei der WM 2002 sichtbarer Trend weiter verstärkt. "Viele Stars waren schon vor der EM einfach überspielt und konnten daher nicht ihre Top-Leistung bringen. Zidane zum Beispiel war im letzten Frankreich-Match komplett leer." Diese Phänomen werde auch in den kommenden Großveranstaltungen auftreten, womit ähnliche Sensationen wie Griechenlands EM-Titel oder Südkoreas WM-Halbfinal-Einzug auch in Zukunft möglich seien.(APA)