München/Wien - Mit drei übergroßen Mäusen und einer riesigen Mausefalle protestierte Greenpeace am Montag vor dem Europäischen Patentamt in München gegen das so genannte Krebsmaus-Patent unter dem Motto "Ethik in der Mausefalle - stoppt Patente auf Leben". Das Europäische Patentamt (EPA) in München hatte am Montag mit der öffentlichen Anhörung zu dem umstrittenen europäischen Patent auf die so genannte Krebs-Maus begonnen. Diese Maus war zu Forschungszwecken durch gentechnische Veränderung besonders krebsanfällig gemacht worden.

20 Jahre nach der US-Anmeldung und zwölf Jahre nach der Erteilung des Patents in Europa (EP 169672) begann am Montag die abschließende Verhandlung der Einsprüche. Das Patent EP 169672 war das Erste, das weltweit auf ein Säugetier erteilt wurde. In der mündlichen Verhandlung vor der Beschwerdekammer des Amtes, die mit weit reichenden Kompetenzen ausgestattet ist, soll bis spätestens Freitag dieser Woche eine endgültige Entscheidung getroffen werden.

"Türöffner" für weitere Patente

"Diese Maus hat nie eine wirtschaftliche Bedeutung erlangt, die medizinische Forschung wurde durch das Patent sogar behindert", sagte Christoph Then, Gentechnik-Experte von Greenpeace. "Die Öffentlichkeit wurde gezielt belogen und die Gesetze wurden zu Gunsten der Industrie verbogen. Es hieß immer, das Patent wäre nötig, um neue Therapien zu entwickeln. In Wirklichkeit war die Krebsmaus nur der Türöffner für die Gen-Industrie, sich Patente auf Leben zu erkaufen." Das Erbgut der Krebsmaus wurde laut Then gentechnisch so verändert, dass sie häufiger Tumore entwickelt.

Insgesamt 17 Einsprüche waren bis 1993 gegen das Patent eingereicht worden - so viele wie in keinem anderen Patentfall. Greenpeace befürchtet, dass alle Einsprüche in dieser Sache endgültig abgewiesen werden. Auch in anderen Ländern hatte der Fall "Krebsmaus" mehrfach für Aufregung gesorgt. Zuletzt entschied das Oberste Gericht Kanadas, dass aus ethischen Gründen ein Patent auf Leben nicht erteilt werden darf. (APA)