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"Manchmal bin ich dieses Armani-Stils überdrüssig", sagte Giorgio Armani einmal über sich selbst. "Ich fühle mich gefangen im eigenen Klischee". Das klang wie Resignation, wie die Sehnsucht nach Ausbruch und Neuanfang. Doch er ist seinem Stil wie seinen Geschäften treu geblieben, launenhafte Trends und flatterhafte Moden waren ihm immer ein Gräuel. Am 11. Juli wird Giorgio Armani 70 Jahre alt - auch äußerlich hat er sich kaum verändert. Ein Ende seiner Karriere ist nicht abzusehen - eine neue "Armani-Revolution" ebenso nicht.

Foto: REUTERS/Toby Melville

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Giorgio Armani - das ist der Mann, der das Herrenjackett neu erfand. Das war in den achtziger Jahren, und wie die meisten genialen Erfindungen, war sie im Kern ganz simpel: Er nahm den Anzugstoffen ihre Steifheit. Das Ganze wurde weicher, fließender, lässiger. Es darf ruhig etwas knittern, hieß die Botschaft. Die Branche sprach etwas aufgeplustert vom "Giacca destrutturata", vom "dekonstruierten Jackett".


Herbst/Winter 1999

Foto:Reuters/Stefano Rellandini

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Die zweite "Armani-Revolution" war die Sache mit dem T-Shirt. Noch simpler, noch genialer: Das "kragenlose Hemd", wie es die Branche zunächst verschämt nannte, durfte auch zu Anzug und Blazer getragen werden. Möglichst natürlich in dunklen Farben, auf alle Fälle aber von feiner Qualität - und zu gehobenem Preis.


Armani 1997

Foto: APA/Stefan Hesse

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Das Besondere: Der Meister erweist seinen Kreationen auch ganz persönlich die Ehre. Wenn der ganz unitalienische, zurückhaltende bis scheue Armani auftritt, dann meist im nachtblauen T-Shirt, nachtblauen Jackett und nachtblauer Hose. Nur die Augen sind von einem hellen, strahlenden Blau.


Herbst/Winter 2000

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Branchenkenner zählen den Norditaliener aus Piacenza zu den ganz großen Designern und stellen ihn in eine Reihe mit Coco Channel, Dior und Saint Laurent. Dabei wollte er zunächst Arzt werden, doch das Medizinstudium brach er ab. Als Couturier ist Armani übrigens Autodidakt. Die Anfänge waren bescheiden: Erst arbeitet er im Kaufhaus "Rinascente" in Mailand als Einkäufer, später als Designer bei Nino Cerruti.

Foto: REUTERS/Hugo Philpott

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1975 gründete er mit seinem inzwischen gestorbenen Lebensgefährten eine eigene Firma. "Als ich anfing, gewann gerade das Pret-a-Porter an Bedeutung." Armani verstand das Signal: "Ich mache Mode, die tragbar ist, alltagstauglich." Insider nannten den Hang zum Schlichten "Minimalismus" oder "Purismus". Auffällig unauffällig sind seine Kreationen, für die Träger ist dabei mitunter das Label nicht das Unwichtigste.


Spring/Summer 1999

Foto:Reuters/Stefano Rellandini

Heute hat Armani ein Milliarden-Euro-Unternehmen mit weltweit über 2.000 Filialen. Seine Anzüge werden auch von 50-Jährigen mit Bauchansatz getragen, seine Jeans sind auch in Kaufhäusern zu haben, längst hat sich Workaholic Armani auf das einträgliche Geschäft mit Parfum, Brillen und Schmuck verlegt. Während andere Luxus-Labels in der Krise stecken, steigerte Armani vergangenes Jahr seinen Gewinn um 14 Prozent. Statt sich mit 70 langsam zur Ruhe zu setzen, investiert er in Luxushotels, unter anderem in Dubai.

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Fast so gut wie Armanis Mode sind seine Sprüche. "Der Platz für die spärlich bekleidete Frau ist das Schlafzimmer", feixte er einmal. Tatsächlich zieht er Frauen am liebsten "richtig" an. Am besten im strengen Kostüm. Und verwandelt die Frau zur "Business-Lady".


Frühjahr/Sommer2003

Foto:Reuters/Stefano Rellandini

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Das ist nämlich Teil drei der "Armani-Revolution", was die Branche die "Armani-Androgynie" nennt: Männliche Elemente, wie die Anzugsjacke, erobern die Damenmode; weibliche Elemente (die weichen Stoffe) die Herrenmode. Ohne dass die Frauen dabei maskulin wirken, im Gegenteil: Die kühle Lady im dunklen "Business-Jacket" kann ungemein sexy sein.


Frühjahr/Sommer2003

Foto: REUTERS/Paolo Cocco

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Seinen Geburtstag hat Armani schon vorgefeiert, natürlich auf der Mailänder Modewoche, dort, wo er in seiner gigantischen Villa "Fortezza Armani" residiert. Und statt sich selbst zu zelebrieren, feiert er "eine Hymne an das Jackett", an das Kleidungsstück, das er neu erfunden hat und dem er so vieles verdankt. "Das Jackett ist das Kleidungsstück, das Männern am besten steht. Wenn sie ein Sakko tragen, sehen sie aus wie Götter."

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