Zahlungsverkehr, Wertpapierabwicklung und Kreditkarten gehören nicht zum Kerngeschäft

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Standard: Im Zug von Effizienzsteigerung und Kostensenkung verstärkt sich bei den Banken der Trend zu institutsübergreifenden Kooperationen. Wo steht Österreich da?


Bussmann: Da, wo viele andere auch stehen: Die Strukturen werden optimiert. Meine These ist, dass Zahlungsverkehr, Wertpapierabwicklung und Kreditkarten nicht zum Kerngeschäft gehören. Die einzig relevante Frage ist, wie man das alles am billigsten abwickeln kann.



STANDARD: In Österreich ist die Zahlungsverkehrslösung der Großbanken gescheitert. Man konnte sich nicht einmal über Mehrheitsfragen einigen.


Bussmann: Da muss man auch Blockaden in den Köpfen der Manager auflösen, es kann ja ein Dritter, sogar ein Nicht-Banker, als Transaktionsanbieter auftreten. Der Kunde erwartet nur, dass der Zahlungsverkehr schnell und fehlerfrei funktioniert. Auch die Kreditverwaltung und -bearbeitung kann man auslagern: Der Kunde sieht ja nicht, wer seine Kredite verwaltet, Auskunft bekommt er beim Callcenter. In Deutschland gibt es das.


STANDARD: Die Mitarbeiter der Banken fürchten, dass Ausgliederungen und Kooperationen ihre Arbeitsplätze vernichten.


Bussmann: Kooperationen rechnen sich, wenn Technik-und Personalkosten sinken. Personalfreisetzungen gehören dazu; fehlt die Möglichkeit dafür, fehlt auch der Nutzen.

STANDARD: Wo sind die Grenzen für Kooperationen von Banken, was schluckt der Kunde nicht mehr?


Bussmann: Die Grenze verläuft beim Preis für die Leistung und beim Service, wie Leistung und Beratung erbracht werden. Banken werden sich künftig durch ihre Vertriebskanäle, Filialnetze und Mitarbeiter voneinander unterscheiden.

So wie man beim Diskonter oder im Feinkostladen einkauft, wird das auch bei den Banken werden. Heute ist das Bankgeschäft noch emotional, aber da wird viel hinein interpretiert. Das Geschäft wird völlig entzaubert werden - auch, wenn das die Banker stört.

STANDARD: Die österreichischen Banken sind besser unterwegs als die deutschen, in Deutschland gibt es heftige Spekulationen, wer wen kaufen wird. Die BA-CA-Mutter HypoVereinsbank (HVB) verhandelt angeblich schon. Wie geht es nun weiter?


Bussmann: Die Österreicher haben als erste den Schritt in den Osten getan und verdienen dort viel Geld. Die deutsche Bankenlandschaft ist sehr zersplittert, wichtig ist die Konsolidierung der marktanteilsstarken Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Eine Großbankenfusion etwa unter Beteiligung der HVB würde die Geschäfte drei, vier Jahre lang blockieren; so lange dauert die Integration.

STANDARD: Die BA-CA hat etliche Fusionen hinter sich und den Verkauf an die HVB. Alles verdaut?
Bussmann: Nein. Wenn man kritisch ist, muss man sagen, dass die HVB zwei Merger nicht richtig umgesetzt hat: Den mit der Hamburger Vereins- und Westbank und den mit der BA-CA. In Bezug auf Österreich war man nicht konsequent, es fehlen Synergien und gemeinsame Produkte. (Renate Graber, Der Standard, Printausgabe, 05.07.2004)