Kabul/Berlin - Die afghanische Regierung erwartet angesichts der heiklen Sicherheitslage im Land von der NATO eine noch stärkere Unterstützung als bisher vorgesehen. "Wir brauchen 10.000 Sicherheitskräfte bis zum Ende der Wahlen, weil einige Teile des Landes sehr unsicher sind", erklärte Wiederaufbauminister Mohammed Amin Farhang am Samstag im Deutschlandradio Berlin.

Die internationalen Hilfsgelder müssten schneller überwiesen werden; von den 50 Millionen Dollar (41 Millionen Euro), die für die Durchführung der auf September verschobenen allgemeinen Wahlen gezahlt werden sollten, sei erst ein Teil eingetroffen. Dadurch könnten "erhebliche technische Probleme" entstehen, warnte Farhang.

Präsident Hamid Karzai hatte die NATO aufgefordert, die zugesagte Truppenaufstockung sofort umzusetzen, doch erhielt er auf dem Istanbuler Gipfel keine konkreten Zusagen. Die Allianz hatte am vergangenen Montag beschlossen, ihre Präsenz in Afghanistan auszuweiten, wo sie das Kommando über die internationale Schutztruppe ISAF führt. In den nächsten Monaten sollen bis zu 10.000 Soldaten für den Einsatz zur Verfügung stehen. Derzeit sind rund 6300 ISAF-Soldaten aus 36 Ländern in Afghanistan stationiert. Unklar blieb, wer die zusätzlichen Truppen stellen soll.

Rund 5,2 Millionen registriert

Nach Angaben der Regierung in Kabul sind rund 5,2 Millionen der über zehn Millionen Wähler registriert. Die durch die US-Militärintervention entmachteten Taliban hatten wiederholt systematische Wahlsabotage angekündigt und ihre Landsleute, die von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen sollten, mit dem Tod bedroht. Eine Registrierung sei "gleichbedeutend mit Versklavung durch die USA", hatten die Taliban erklärt. Die Vereinten Nation hatten gewarnt, der September-Wahltermin sei unrealistisch, wenn sich die Sicherheitslage nicht deutlich verbessere. In jüngster Zeit ist die Zahl der Angriffe von Taliban- und Al-Kaida-Kämpfern besonders im Osten und Süden des Landes gestiegen.

US-geführte Koalitionstruppen und afghanische Soldaten haben im Südosten des Landes mindestens zwölf mutmaßliche Taliban-Kämpfer getötet. Bei dem Einsatz in der Provinz Sabul am Freitagabend sei auch der Anführer der Taliban-Gruppe ums Leben gekommen, sagte der stellvertretende Sicherheitschef der Provinz, Ghulam Jailani Farahi, am Samstag. Fünf Extremisten seien festgenommen worden. Die Taliban dementierten den Tod ihres Chefs. Sabul gehört zu den Hochburgen der Taliban. (APA)