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Thierry Delay

Foto: AP/ MARTIN MAZURKIEWICZ

Myriam Delay

Priester Dominique Wiel

Saint-Omer - Nach mehr als 15 Stunden Beratung über die Schuld der 17 Angeklagten im Prozess um den Missbrauch von bis zu 17 Kindern in Nordfrankreich hat das Gericht in Saint-Omer in der Nacht zum Freitag langjährige Haftstrafen, unter anderem gegen das Ehepaar Delay, verhängt. Sieben Beschuldigte wurden freigesprochen. Ehepaar missbrauchte auch eigene Söhne

Im Zentrum des Prozesses standen Myriam und Thierry Delay, die auch ihre vier Söhne nach eigenem Eingeständnis über Jahre sexuell missbrauchten.Myriam Delay wurde wegen Vergewaltung von sieben Kindern zu 15 Jahren, ihr Mann Thierry Delay wegen des gleichen Delikts in neun Fällen zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt.

Kinderschänder-Gruppe

Undurchsichtiger blieb hingegen die Beweislast gegen David Delplanque und seine frühere Partnerin Aurelie Grenon, die in demselben Haus wohnten und sich 1998 an dem Missbrauch von bis zu 17 Kindern beteiligt haben sollen. Für Delplanque forderte der Staatsanwalt sieben Jahre Haft, für Grenon fünf Jahre. Vor allem durch die Widersprüche Grenons wurde der Prozess fast völlig aus der Bahn geworfen: Auf ihren Beschuldigungen fußte die Anklage gegen 13 mutmaßliche Beteiligte des Kinderschänder-Netzes. Doch Grenon zog ihre Aussage im Prozess unter Tränen zurück - um sie wenige Tage später zu erneuern.

Der Arbeiterpriester Dominique Wiel wurde wegen Kindesschändung in drei Fällen zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt.

Dennoch stand für fast alle Prozessbeobachterschon vor den Plädoyers der Verteidigung fest, dass sich die ursprüngliche Annahme eines organisierten Kinderschänder-Netzes durch die Verhandlung als unrichtig erwiesen habe. (AFP, DER STANDARD Printausgabe 3.7.2004)