Brütten - Er wirkte an über 320 Filmen und Stücken mit und gilt als der "Grand Old Man" des Schweizer Films: Am Donnerstag ist Ettore Cella im Alter von 90 Jahren gestorben.

Werdegang

Der Schauspieler, Regisseur, Autor und Übersetzer Ettore Cella wurde zwar am 12. September 1913 als Sohn italienischer Emigranten in Zürich geboren, meldete sich am Telefon aber bis zuletzt mit "Pronto Cella". Vor 10 Jahren verlangte er zusätzlich zum 1930 erhaltenen Schweizer Pass den italienischen zurück. Mit Rollen als sympathischer Italiener wurde er berühmt, gespielt hat er solche Parts seit den 50er Jahren nicht mehr.

Mit sechs Jahren hatte er seinen ersten Auftritt in einer Tolstoi-Aufführung. Seine Aufgabe - einen Schneider ins Bein beißen - soll er mit viel Realismus gemeistert haben. Dass man im Theater nur tut als ob, erfuhr er erst nach der Premiere. Als Jüngling - neben Glasbläserlehre und Kunstgewerbeschule - trat er als Statist am Schauspielhaus auf und spielte Marionettentheater. Mit 23 inszenierte er avantgardistische Stücke, bis ihm das Geld ausging. Er nahm Engagements in Rom, München und Paris an. Der Krieg aber verhinderte eine internationale Karriere.

Von der Bühne ins Fernsehen

Zurück in der Schweiz gründete Cella in Basel das Cabaret Resslirytti. Als Schauspieler und Assistent am Zürcher Pfauen lernte er das Regiehandwerk und inszenierte unter anderem Opern, am liebsten von Donizetti. Daneben übersetzte er zeitgenössische Dramen und Prosa aus dem Italienischen, Französischen und Spanischen.

Als 1953 das Schweizer Fernsehen startete, war Cella dabei. Zur Not sprang er auch schon mal als Live-Fernsehkoch ein, wenn der zuständige Mann nicht rechtzeitig eintraf. Lieber aber führte er Regie, bis 1962 in der Abteilung Dramatik, danach bis 1978 in der Abteilung Kinder und Jugend. Das Monokel bei der Regiearbeit war sein Markenzeichen, und er wurde deshalb auch schon "Lord von Aussersihl" genannt.

Leinwand-Auftritte

Im Kino zu sehen war er in den Klassikern "Bäckerei Zürrer" (1957), in der Dürrenmatt-Verfilmung "Es geschah am hellichten Tag" (1958), zudem in "Café Odeon" (1959), "Bill Diamond" (1999) und "Utopia Blues" (2001). Zuletzt spielte er in "Sternenberg" (2004) an der Seite von Stephanie Glaser ein Ehepaar. 2001 erhielt er den Zürcher Filmpreis für seinen Beitrag zum Schweizer Filmschaffen.

Dazu spielte er in Fernsehserien wie "Salto Mortale" (1968) und "Lüthi und Blanc" (2000-2001) sowie im Fernsehfilm "Big Deal" (2002).

Cella verfasste mehrere Bücher, etwa über seine "Nonna Adele" (1993) oder seinen Vater Enrico Dezza (2001). Zuletzt schrieb er an einem Familienepos. (APA/sda)