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Nanga Parbat in Pakistan

Grafik: APA/ M. Hirsch
Salzburg - Vier Tage nach dem Drama am Nanga Parbat im Himalaya in Pakistan, bei dem der 65-jährige Günter Jung aus Schmalkalden (Thüringen) ums Leben gekommen ist, gab es am Sonntag ein glückliches Ende. Drei österreichische Heeres-Bergführer brachten die letzten beiden Sachsen vom Lager 2 (6.050 Meter) sicher zum Basislager in 4.240 Meter Seehöhe, wo sie von einer Ärztin betreut wurden. Zwei andere Sachsen sowie die drei Österreicher waren bereits am Samstag im Basislager angekommen.

Beide Sachsen im Basislager

Ein Redakteur des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) hatte am Sonntag gegen 15.00 Uhr (MESZ) via Satelliten-Telefon aus dem Basislager erfahren, dass die beiden Sachsen im Lager eingetroffen seien, schilderte Gerald Lehner, der Sprecher der österreichischen Bergrettung, der APA. Laut Alpinclub Sachsen soll es den beiden Deutschen - Expeditionsleiter Christian Walter (34) und Markus Walter (31) aus Meißen - im Wesentlichen gut gehen, Markus habe aber Probleme mit kleineren Verletzungen, die er sich bei der Suche nach dem abgestürzten Kameraden am Donnerstag zugezogen hat. Die Heeres-Bergführer Lukas Seiwald aus Saalfelden, Gerhard Wegmair aus Tulfes in Tirol und Friedl Angerer aus Tirol hatten die beiden vom Lager 2 zum Basislager begleitet. Die Österreicher halfen dem Duo dabei über eine fast 1.000 Meter hohe und bis zu 70 Grad steile Eisrinne (Löw-Rinne) und eine 70 Meter hohe Felswand, die so genannte Kinshofer-Wand.

Bereits am Samstag hatten die drei Österreicher Thomas Strauß aus Öblarn (Stmk.), Sepp Bachmair aus Krimml (Sbg.) sowie Markus Kronthaler aus Kufstein (Tirol) das Basis-Lager erreicht, am selben Abend gelang dies auch den beiden Sachsen Jörg Stingl (43) aus Chemnitz und Jens Triebel aus Tharandt (35).

Hüfthoher Schnee verhindert Gipfelsturm

Im Verlauf des Wochenendes zeichnete sich allmählich der Hergang des Unglücks genauer ab. Die fünf Sachsen sowie Strauß und Kronthaler dürften demnach am Mittwoch um 1.00 Uhr vom Lager 4 (7.120 Meter ) zum 8.125 Meter hohen Gipfel aufgebrochen sein. Hüfthoher Schnee machte ihnen schwer zu schaffen, so dass die beiden Österreicher und Triebel am späteren Nachmittag zum Lager 4 umkehrten, wo Bachmair geblieben war.

Gegen 22.00 Uhr erreichten die vier Deutschen den Gipfel. Beim Rückweg stürzte Jung ab. Er wird seither vermisst. Markus Walter machte sich auf die Suche nach seinem Kameraden, während die beiden anderen Richtung Lager abstiegen. Markus Walter und Stingl verbrachten die Nacht im Freien, die anderen schafften es noch zum Lager 4. Die Sachsen waren durch den langen Aufenthalt im Freien in dieser so genannten Todeszone schwer erschöpft. Oberhalb von 7.000 Metern kann sich der Körper nicht mehr regenerieren und baut ständig weiter ab. "Ich glaube, dass meine Freunde von dem kleinen österreichischen Team da oben in den letzten Tagen wesentlich an der Rettung von den Bergsteigern aus Sachsen beteiligt gewesen sind", meinte Herbert Rainer aus Bramberg, der vor knapp drei Wochen auf dem Gipfel des "Nackten Berges" gestanden ist.

Sachsen lehnten österreichische Hilfe zunächst ab

Nachdem die Deutschen dann zunächst die Hilfe der österreichischen Heeresbergführer, die sich derzeit ebenfalls am Nanga Parbat aufhalten, abgelehnt hatten, begleitete ein Trio dieser Expedition schließlich am Wochenende die erschöpften Deutschen doch hinunter.

Der Nanga Parbat ist mit seinen 8.125 Metern der neunthöchste Berg der Erde, er zählt in Alpinistenkreisen zu den schwierigsten. Etwa 200 Menschen bestiegen den Gipfel (die Erstbesteigung erfolgte am 3. Juli 1953 durch den Österreicher Hermann Buhl), rund 70 ließen dort ihr Leben, darunter auch der Bruder von Reinhold Messner, Günther, der vor 34 Jahren auf der gleichen Route (Diamir-Route) ums Leben kam, die heuer auch die sächsische und die österreichische Expedition gewählt hatten. (APA)