Wien - In der österreichischen Industrie hat sich zuletzt die beste Stimmung seit dreieinhalb Jahren breit gemacht: Im Juni markierte der Einkaufsmanager-Index der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) mit 55,5 Punkten (Werte über 50 zeigen Wachstum an) den höchsten Wert seit 2000, im Vormonat war er noch bei 54,6 Punkten gelegen.

"Die Wirtschaftsdynamik hat im ersten Halbjahr klar zugenommen", kommentierte BA-CA-Chefvolkswirtin Marianne Kager am Donnerstag die jüngsten Werte. Zwei Prozent Wirtschaftswachstum für 2004 seien eine "realistische Prognose".

Registriert wird von den Einkaufsmanagern weiterhin eine zunehmende Dynamik bei den Auslandsaufträgen. Der Index-Wert für die Auslandsaufträge stieg erneut - von 54,1 auf 56,4 Punkte. Entsprechend positiv beurteilen die Einkaufsmanager auch den Auftragsbestand, der mit 57 Punkten einen bisherigen Höchststand erreichte.

Produktion beschleunigt

Die bessere Auftragssituation führte zu einer erneuten Beschleunigung der Produktion. Die Auftragslage, so Kager, lasse auch eine Verbesserung der Beschäftigungssituation erwarten, die Einkaufsmanager melden steigende Beschäftigung.

Wie schon im Mai berichteten die Einkaufsmanager auch im Juni von deutlich steigenden Einkaufspreisen. Abermals gaben fast drei Viertel an, dass sich die Einkaufspreise gegenüber dem Vormonat erneut erhöht hätten.

"Die globale Konjunkturerholung im Verbund mit den Engpässen an den Rohstoffmärkten ist es, die die Einkaufspreise unverändert stark steigen lässt", merkt BA-CA-Ökonom Stefan Bruckbauer dazu an.

Die positive Stimmung in der Industrie werde auch bestätigt durch die Bereitschaft bei der Mehrheit der Industriebetriebe, ihre Vormateriallager weiter aufzufüllen. Der leichte Rückgang bei der Zahl der Betriebe, die zuletzt steigende Vormateriallager meldeten, dürfte weniger auf die geringe Nachfrage als auf die erneut gestiegenen Lieferzeiten zurückzuführen sein, meint Bruckbauer. Der Anteil der Firmen, die im Vergleich zum Vormonat steigende Lieferzeiten bekannt gaben, erreichte ebenfalls einen Wert wie zuletzt Ende 2000.

Industrieproduktion gewinnt an Dynamik

Nach Einschätzung der BA-CA-Volkswirte bestätigt das Konjunkturbild des jüngsten Einkaufsmanagerindex die gestiegene Dynamik der Industrie-Erholung im Verlauf des ersten Halbjahres. "Die Industrieproduktion dürfte im zweiten Quartal erneut an Dynamik gewonnen haben. Die höheren Rohstoffpreise können den Aufschwung zwar etwas abschwächen, aber nicht mehr abwürgen", so Kager. Die gestiegene Dynamik der Industrie sollte nun auch dazu beitragen, dass der Aufschwung an Breite gewinnt. (APA)