Wien - "Trotz internationaler Anerkennung unserer Arbeit für die zeitgenössische österreichische Kunst hält uns der Kunstbeirat des Bundes für nicht förderungswürdig", sagte Lioba Reddeker, Geschäftsführerin des Dokumentationsarchives basis wien bei einer Pressekonferenz am Dienstag (29.6.). Anlass dafür war die drohende Schließung der seit sieben Jahren bestehenden Institution wegen angekündigter Einstellung der Subvention durch Kunststaatssekretär Franz Morak (V). Reddeker hofft dennoch auf ein Umdenken der Verantwortlichen. Das Künstlerduo Deutschbauer/Spring "protokollierte" die Pressekonferenz als "Kunstinspektion".

Kürzungen auf Empfehlungen des Beirats: "das ist kreditschädigend"

Reddeker: "Im vergangenen Herbst haben wir das EU-Projekt "vektor - European Contemporary Art Archives" abgeschlossen und hielten das für einen Qualitätsnachweis. Die Politik hat uns das Gegenteil beschieden". In einem Brief hatte das Kunststaatssekretariat Anfang 2004 eine Kürzung der Gelder für heuer angekündigt, und im selben Schreiben die Einstellung ab 2005 auf Empfehlung des Beirates. "Das ist kreditschädigend", sagte Reddeker dazu.

Lückenhafte und mangelhaft nutzbare Datenbank als Grund angeführt

Auf Nachfrage habe sie gestern aus der Kunstsektion erfahren, dass die Begründung für die Schließung der basis wien in der lückenhaften Datenbank und deren mangelhafter Nutzbarkeit lege. Vom Wiener Kulturstadt Andreas Mailath-Pokorny (S) waren ursprünglich positive Signale hinsichtlich einer Unterstützung gekommen, die aber wieder zurück genommen wurden. In einem Schreiben an Reddekker, das diese gestern erhalten hatte, stellte Mailath-Pokorny dann doch wieder eine Förderung in Aussicht, aber nur wenn auch Bund und die Länder sich an der Finanzierung beteiligten.

"Konkurrent" Google

Reddeker bleibt optimistisch: "Ein positives Zeichen ist die Zusage des Wissenschaftsministeriums, uns eine Basisfinanzierung von 30.000 Euro zu ermöglichen". Natürlich sind für einen passablen Betrieb des Archivs 130.000 Euro das Minimum (optimal wären 250.000 Euro). Zu den Kritikpunkten meinte Reddeker: Wir leiden selbst daran, dass eine Datenbank naturgemäß immer unvollständig ist. Aber um sie bestmöglich zu aktualisieren, brauchen wir eben das Geld". Ein weiterer Vorwurf besteht laut Reddeker darin, dass man heute "alles ohnehin über Google finden kann und die meisten Künstler eigene Homepages hätten".

Aufforderung der Subventionsgeber, Archivfunktion kostenpflichtig zu machen

Das sei keineswegs so, hält Reddeker dagegen, denn zum einen ließen sich viele zur Website der basis wien verlinken (etwa Elke Krystufek oder Heimo Zobernig), und andererseits bestehe der Vorteil der Datenbank darin, dass diese nach wissenschaftlichen, archivarischen Grundlagen strukturiert sei und nicht wie eine PR-wirksame Homepage. Zur Aufforderung der Subventionsgeber, den Betrieb kostenpflichtig für die User zu machen, meinte Reddeker: "Abgesehen davon, dass das nicht so plötzlich machbar ist aus inhaltlichen und technischen Gründen, ist es ja eigentlich die Aufgabe des Staates, das kulturelle Erbe zu wahren".

Ziel der basis: Unüberschaubarkeit des Internets etwas entgegensetzen

Die basis wien ist ein Dokumentations- und Informationszentrum für Kunst, dessen Anliegen neben der Datenerfassung auch die Vermittlung zeitgenössischer Kunst ist. Man möchte der zunehmenden Unüberschaubarkeit des Internet mittels qualifizierter Information auf Basis internationaler Standards der Archiv- und Kulturwissenschaften etwas entgegen setzen. Seit 2001 erfolgt die Finanzierung zur Hälfte über EU-Mittel im Rahmen von "Culture 2000" (385.000 Euro bis 2004). Die Kunstsektion zahlte heuer 54.000 Euro dazu.

Reddeker: "In zehn Jahren würde man die Versäumnisse im Falle einer Schließung zu bezahlen haben. Aber dann möchte ich nicht mit meinen Steuergeldern herhalten müssen". (APA)