Herausforderer Stephen Harper (44) und seine Konservative Partei stellen 96 Abgeordnete mit 29,5 Prozent der Stimmen. Der amtierende Premier Paul Martin (66) erklärte in der Nacht zum Dienstag, die Wähler hätten den Liberalen die Botschaft übermittelt: "Als Regierung und als Partei müssen wir es besser machen." Er versprach den Kanadiern, die Verwendung von Steuergeldern besser zu überwachen.
Die von Korruptionsaffären gebeutelten Liberalen werden nun mithilfe einer anderen Partei regieren müssen. Aber der Wahlausgang war nicht so extrem wie allgemein erwartet. Offensichtlich war die Konservative Partei, die sich erst im vergangenen Dezember aus einer Fusion der rechts stehenden Kanadischen Allianz und der Progressiven Konservativen gebildet hatte, für weite Bevölkerungskreise ein zu großes Fragenzeichen. Die Sympathie des studierten Ökonomen Harper für den Nachbarn USA und sein Eintreten für eine Teilnahme Kanadas am Irakkrieg war vielen Bürgern suspekt. Sie fürchteten auch einen Sozialabbau durch die Konservativen, die massive Steuersenkungen und mehr Geld für die Armee versprachen.
Für die Konservativen zieht auch Belinda Stronach, Tochter von Magna-Chef Frank Stronach, ins Parlament ein. Sie schlug in ihrem Wahlkreis in der Provinz Ontario ihre liberale Kontrahentin Martha Hall Findlay knapp mit 42,4 gegen 41,1 Prozent.