Lindau - Zum Auftakt der 54. Nobelpreisträger-Tagung am Sonntag im deutschen Lindau am Bodensee hat der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) die Naturwissenschaftler zum Dialog mit den Geisteswissenschaften aufgerufen. "Eine Naturwissenschaft ohne ethische Selbstreflexion birgt Gefahren", sagte Teufel. Zuvor war der Ministerpräsident in den Ehrensenat der Stiftung aufgenommen worden, die das Treffen veranstaltet. Die Tagungspräsidentin und Mainau-Gräfin Sonja Bernadotte nannte Teufel einen "Architekten innovationsfreundlicher Rahmenbedingungen".

Der deutsche Bundespräsident Johannes Rau, der ebenfalls Ehrensenator der Stiftung werden sollte, hatte kurzfristig wegen technischer Probleme der Flugbereitschaft der deutschen Bundeswehr abgesagt. Eine Ersatzmaschine sei nicht verfügbar gewesen, weil andere Flugzeuge zum NATO-Gipfel in der Türkei unterwegs waren, sagte ein Sprecher Raus in Berlin.

Dialog

Auch die deutsche Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) und der bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) riefen dazu auf, den Dialog zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik zu fördern. Goppel sprach vom Menschenbild, das Forscher achten sollten. Bulmahn sagte, wissenschaftliche Kenntnisse dürften nicht nur einer kleinen Gruppe vorbehalten sein.

Das Treffen von 17 Nobelpreisträgern der Physik und 500 Studenten aus aller Welt geht am kommenden Freitag zu Ende. Am Rande der Eröffnungsfeier äußerten Bulmahn und der baden-württembergische Wissenschaftsminister Peter Frankenberg (CDU) die Hoffnung, dass sich Bund und Länder bald auf die umstrittene Förderung deutscher Spitzenuniversitäten einigten. Bulmahn sagte: "Wir werden es hinkriegen". Frankenberg meinte: "Wir werden die Wogen glätten." Goppel zeigte sich in seiner Rede zuversichtlich, "dass in den nächsten Wochen eine Einigung möglich ist".

Zur Geschichte

Das Lindauer Treffen der Nobelpreisträger war 1951 von Graf Lennart Bernadotte und zwei Lindauer Ärzten ins Leben gerufen worden. Abwechselnd treffen einander jedes Jahr die Preisträger einer Naturwissenschaft. Die Physiker sind zum 18. Mal am Bodensee zu Gast. Im Mittelpunkt steht dabei das persönliche Gespräch zwischen Nobelpreisträgern und Studenten. Im September wird erstmals auch ein Treffen für Wirtschaftswissenschaftler stattfinden.(APA/dpa)