Die Computertechnologie gilt als
Innovationstreiber in der Autobranche. Obwohl immer mehr Elektronik
und Software im Auto die Fehleranfälligkeit erhöhen, setzen die
Entwickler auf technologische Konsequenz. Zentralrechner wie im
Flugzeug sollen die Vielzahl von Steuergeräten ersetzen und helfen,
der Komplexität Herr zu werden, schreibt das Technologiemagazin
Technology Review
in der Ausgabe 7/04.
Komplex
Seit Elektronikprobleme Millionen kosten und wirtschaftliche
Dimensionen erreicht haben, ist die Beherrschung der Komplexität das
aktuelle Thema in den Vorstandsetagen der Autohersteller. In der
größten Rückrufaktion der Firmengeschichte musste jüngst Mercedes
680.000 Fahrzeuge der E-Klasse wegen Problemen mit der
elektrohydraulischen Bremse SBC in die Werkstatt zurückordern.
Begrenzung
Da die Hersteller die Komplexität in ihren Autos nicht
zurückfahren können, wollen sie mit drei Strategien die
Elektronikprobleme in den Pannenstatistiken eindämmen: Zum einen mit
Software-Standards, offenen Schnittstellen und mehr Kompatibilität,
um so das Zusammenspiel von Hardware und Software unterschiedlicher
Hersteller zu verbessern. Zum anderen mit der zeitgesteuerten
Datenkommunikation. Zeitgesteuerte Bussysteme sollen im Auto dafür
sorgen, dass es zu keinen Datenkollisionen kommt oder Informationen
wegen Überlastung verloren gehen bzw. mehrfach verschickt werden. Der
dritte Lösungsansatz ist die zentrale Steuerung der gesamten
Elektronik: Statt einer unübersichtlichen Vielzahl von
unterschiedlichen Steuergeräten, bedient man nur einen redundant
ausgelegten Zentralrechner, der das ganze Fahrzeug managt.
Verschoben
Zwar gelten die X-by-wire-Konzepte - wie Technology Review
berichtet - momentan als ausgesetzt, aber langfristig werden sich
Konzepte wie das EU-Projekt PEIT (Powertrain Equipped with
Intelligent Technologies) durchsetzen. Nach dem Vorbild Airbus
entwickelt ein Konsortium unter Führung von DaimlerChrysler derzeit
ein visionäres Konzept für einen integrierten Antriebsstrang in
Nutzfahrzeugen. Bei dem Projekt, das im September dieses Jahres
abgeschlossen sein wird, aktiviert der Fahrer mit seinem
"Bewegungswunsch" ein Drive-by-wire-Modul, das unter anderem aus
steer-by-wire (elektronische Lenkung) und brake-by-wire
(elektronische Bremse) besteht. Die Konsequenz ist die völlige
Entkopplung von Fahrer und Antriebsstrang. In Kombination mit
intelligenten Fahrerassistenzsystemen sollen Konzepte wie PEIT das
Automobil der Zukunft neu definieren. (red)