The Seesaw: "Generation Love" (Wohnzimmer Import)

Mehr als ein Jahrzehnt ist vergangen, seit die Salzburger Gitarrenpop-Formation um Sänger Stootsie mit sanften und eher langsamen Liedern (darunter eine Coverversion von Roger Whittaker) antrat. Immer noch huldigen The Seesaw immergrünen Sixties-Harmonien, inzwischen aber deutlich aufgerockt. Kraftvoll ("schmissig" kann man im Land der zernarbten Ministergesichter ja nicht sagen) und hoch melodiös rauscht eine Dreiviertelstunde Beat im Uptempo durch - und macht gleichzeitig klar, dass es sich hier um ideale Live-Musik handelt.

Coverfoto: PIAS Recordings/Wohnzimmer

The Bunny Situation: "Life Ain't Funny - Be My Tiger" (Universal)

Beat der anderen Art pocht beim TripHop/Electronica-Duo The Bunny Situation alias Florian Prix und Ellen Muhr. Die aktuelle "Sommer"-Maxi (wo bleibt die dazu gehörige Jahreszeit?)geht über eine Auskoppelung vom kommenden Album hinaus und bietet zwei Original-Tracks nebst jeweiligem Remix: (Hubert) Maurachers Neuabmischung von "Good Vibes" sowie den Titeltrack, remixt vom Duo MIKA. Deren Vorliebe für wärmere Sounds ergänzt die Grundsubstanz von "Be My Tiger" optimal: Ein wenig so, als würde man eine in sich ausgewogene Metallkonstruktion betrachten, durch die plötzlich ein Glühwürmchenschwarm zieht und ihr zusätzliches Leben verleiht. Sehr schöner Effekt, das.

Coverfoto: Universal

Friedrich Liechtenstein: "Please have a look from above" (Fabrique Records/Soulseduction)

*schluck* Wohl auf die Erfolgsgeschichte Louie Austens schielend, kooperiert auch hier ein Mann am hinteren Ende der "besten Jahre" mit jungen elektronischen Klangbastlern - das Ergebnis erinnert freilich eher an Kunstprofessor Peter Weibels musikalische Gehversuche zur Zeit der Neuen Deutschen Welle. Zu entspannten Clubsounds, von denen man sich eine ergänzende Instrumental-Version wünschen würde, sprechsingt der in Berlin ansässige Friedrich Liechtenstein kunstschwurbelige Texte über Delfinmänner, Jet-Set-Leben und müde taumelnde Rehe im Mondschein. Teils auf Deutsch, teils in heftig akzentbeladenem Englisch. Das entwickelt über 58 Minuten hinweg übrigens einen ganz eigenen Sog - der allerdings ein wenig an die Faszination erinnert, welche nichts ahnende PassantInnen einen Unfall anstarren und einfach nicht mehr wegschauen lässt. Definitely file under: Bizarr!

Coverfoto: Fabrique Records

Kava: "The Empty Hall Sessions" (Fabrique Records)

Auf dem gleichen Label erschienen, doch gänzlich ohne Camp-Faktor, ist das Debüt-Album des Wieners Thomas Pötz alias Kava. "The Empty Hall Sessions" bilden eine Art persönlicher Compilation verschiedener Dancefloor-Stile: Funk mischt sich mit Breakbeats, jazzigen Bläser-Samples und gelegentlichen Anflügen von TV-Serienmelodien aus den späten 60er Jahren. Die Hälfte der CD ist instrumental, nochmals neue Klangfarben bringen aber die beiden Sängerinnen ein: Angelina Müllner führt ihre Tracks in den Soul hinüber, und besonders schön wird es (Achtung, persönlicher Geschmack!), wenn Noemi dem Ganzen stimmlich - und eingebettet in dazu maßgeschneiderte Streicher- und Klickbeats-Arrangements - björkige Töne verleiht.
(Josefson)

Coverfoto: Fabrique Records