Die Sache mit den Rundscheinwerfern.

Wendelin Wiedeking, Vorstandschef der Porsche AG, sagt im Gespräch mit dem STANDARD: "Damals, in der Krise, mussten wir uns einfach schnell entscheiden. Und damals gab es so einen Trend." Deswegen bei der Baureihe 996 die "Spiegeleier" (kein Zitat von Wiedeking, sondern von uns Spöttern). "Aber vergessen Sie nicht, immerhin war die vorhergehende Baureihe der erfolgreichste Neunelfer der Geschichte."

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Besser aussehen

tut der Neue trotzdem.

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Also jetzt wieder Rundscheinwerfer.

So wie bei fünf von sechs Generationen des Neunelfer. Porsche schreibt ein Rekordjahr nach dem anderen. Während die deutsche Industrie mit der Krise mitdarbt, geht es dem Stuttgarter Autohersteller blendend. Die Luft zum Überleben, und damit zum Überlegen, war wieder da.

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Außerdem,

so Wiedeking, musste der Elfer wieder unterscheidbarer vom kleinen Porsche, vom Boxster, werden. "Bei anderen Marken wissen Sie ja oft nicht mehr, was da im Rückspiegel auftaucht. Bei uns sollte das wieder eindeutig sein."

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Der neue Porsche,

interne Bezeichnung: 997, umwirbt mit dem äußerst gelungenen Aussehen - breiterer Hintern, schlankere Taille - wieder die Puristen. Unter der Haube ist der Purismus längst verschwunden. Elektronik regiert auch hier.

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Soll heißen:

Ein Beispiel: Erstmals bringt Porsche mit dem System PACM ein aktives Fahrwerk. Porsche Active Suspension Management. Soll weiters heißen: Die Härte der Stoßdämpfer wird automatisch, je nach Fahrsituation weicher oder härter gemacht. Es gibt zwei Grundeinstellungen, "Normal" und "Sport", und in beiden jeweils fünf Kennlinien. "Irgendwann wird das auch stufenlos gehen", sagt August Achleitner, technischer Chef der Baureihe Carrera im STANDARD-Gespräch.

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Das jetzige System

wurde quasi in letzter Minute neu abgestimmt, bei Testfahrten im Jänner in Südafrika. Dabei bemerkte man, das nach einem harten Schlag durch eine Bodenwelle sich die Dämpfer so lange verhärteten, "dass Ihnen die Zahnplomben rausfallen", so Achleitner. "Aber wir mussten nur die Software anpassen, die Hardware war in Ordnung." Jedenfalls sei der neue 911 in der Sporteinstellung ohne weitere Adaptionen absolut ausreichend für Runden auf einer Rennstrecke, so Achleitner.

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In der Version S

ist PACM serienmäßig dabei. Erstmals seit 1977 sind bei einem 911 Carrera wieder S-Modelle zu haben. Im aktuellen Fall hat der Carrera den bekannten 3,6-Liter-Motor mit 325 PS eingebaut, dieser schafft es von null auf hundert in fünf Sekunden.

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Im S

kommt ein neuer 3,8-Liter-Motor zu Einsatz, man holte zusätzliche 30 PS raus. Der Sprint auf 100 km/h gelingt in 4,8 Sekunden. Beide verbrauchen laut Prüfstand etwa über elf Liter pro hundert Kilometern, zeitweise unvernünftig gesteuert rund 13. Der S-Motor pfeift, schnaubt, brüllt, rotzt, das kleinere Aggregat hat den bekannten Sound eines Sechs-Zylinder-Boxermotors - von Lüfterlsäuseln bis Waldentlaubung.

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Der große Motor hatte,

erzählt Achleitner, "zwar von Anfang an die gewünschte Leistung, klang aber fürchterlich". Mit so genannten Helmholtzresonatoren wurden passende Ober- und Untertöne (pfeifen, schnauben, brüllen, rotzen) erst anerzogen, denn ein Neunelferfahrer will es schließlich auch immer hören, dass das Geld in seine Alphatier-Ausstattung richtig angelegt war.

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Bei ersten Testkilometern

in Norddeutschland zeigte sich auch für uns Normalos: Der Neunelfer war und ist dem Standard seiner Zeit immer eine Länge voraus und bleibt das Blueprint für Sportwagenkultur. Er ist alltags- und reisetauglicher als die Italiener, aber trotzdem ein solides Renngerät für den Rundkurs am Wochenende.

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Der 911 Carrera

mit 6-Gang-Schaltgetriebe kommt auf 93.100 Euro, mit dem großartig verbesserten Tiptronic auf 96.550 Euro. Die S-Versionen, durch die zwei Doppelendrohre erkennbar, kosten 104.090 und 107.590 Euro.

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Der Marktstart

ist in Österreich am 17. Juli. Helmuth Eggert, Geschäftsleiter bei Porsche Austria für den Sportwagenbereich, schätzt, dass heuer noch 70 Stück, im nächsten Jahr 260 Geräte hierzulande absetzbar sind. 60 Prozent der Kunden dürften zur Basisversion des Carrera greifen. Die Serienausstattung wurde um Bi-Xenon-Scheinwerfer erweitert.

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Cabrio,

Targa, Allradversionen und Turbo werden vermutlich folgen. Wann, wollte Wiedeking - wie in der Autoindustrie üblich - nicht verraten. Andeutungsweise soll das Cabrio im kommenden Frühling folgen. "Bei den Varianten werden wir uns was einfallen lassen, das können Sie uns glauben." (Leo Szemeliker, AUTOMOBIL, 25.6.2004)

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