München/Frankfurt - Im Streit um die drohende Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland hat sich Siemens mit der Gewerkschaft IG Metall auf eine Rahmenvereinbarung zur Standortsicherung geeinigt. Zusätzlich ist ein Ergänzungstarifvertrag für die in der Handy-Fertigung tätigen Standorte Kamp-Lintfort und Bocholt in Nordrhein-Westfalen geschlossen worden, teilte Siemens am Donnerstag in München mit. Die Verlagerung von rund 2.000 Arbeitsplätzen dieser Werke nach Ungarn sei damit vom Tisch.

Für die beiden von einer teilweisen Verlagerung bedrohten Werke gab Siemens eine zweijährige Bestandsgarantie. Diese umfasst eine Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit für über 4.000 Beschäftigte auf 40 Stunden pro Woche ohne Lohnausgleich. Zudem erhalten die Mitarbeiter künftig statt Weihnachts- und Urlaubsgeld eine erfolgsabhängige Jahreszahlung. Die Arbeitskosten würden dadurch um 30 Prozent gesenkt, so dass die Fertigungskosten nicht mehr höher seien als in Ungarn.

Von Pierer: Wollte Arbeitsplätze erhalten

Siemens-Chef Heinrich von Pierer freute sich über die Einigung mit der Gewerkschaft: "Ich wollte die Arbeitsplätze erhalten. Das ist gelungen." Dies sei ein gutes Beispiel, wie Flächentarifverträge zukunftsgerecht gestaltet werden könnten. IG-Metall-Vize Berthold Huber sprach von einem "großen Erfolg der Beschäftigten, der zeigt, dass es Alternativen gibt zum fantasielosen Stellenabbau und zur Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland".

Durch die von Siemens und IG Metall zusätzlich abgeschlossene Rahmenvereinbarung, die für alle 105 deutschen Standorte gilt, würden bestehende Arbeitsplätze in Deutschland gesichert, so die Gewerkschaft. Im Gegenzug billigen die Arbeitnehmer dem Konzern zu, falls nötig - wie in Kamp-Lintfort und Bocholt - die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich zu verlängern oder Zahlungen wie das Weihnachtsgeld zu kürzen. Siemens beschäftigt derzeit rund 170.000 Mitarbeiter in Deutschland. (APA/dpa/AP/Reuters)