Berlin - Frauen in unglücklichen Partnerschaften sind einer schwedischen Studie zufolge besonders anfällig für Herzinfarkte und Verengungen der Herzkranzgefäße. Soziale Beziehungen könnten schädlich sein, wenn sie mehr Stress erzeugten als Unterstützung, sagte Kristina Orth-Gomer, Medizin-Professorin am Karolinska Institut in Stockholm. In Berlin tagt bis zum 26. Juni der Europäische Kongress zu psychosomatischen Forschungen unter Präsidentschaft des Klinikums Charite.

Isolierte Singles haben mehr gesundheitliche Probleme

"Frauen mit Stress in der Partnerschaft hatten ein vielfach höheres Risiko, sich eine koronare Herzerkrankung zuzuziehen", ergänzte Orth-Gomer. Doch auch Single-Frauen, die sozial isoliert sind, ging es laut Studie nicht viel besser. Ihre Herzen regierten beispielsweise schlechter auf Belastungen. Auch gesundheitlich am besten ging es in der Untersuchung Frauen in glücklichen oder zumindest guten Beziehungen.

Faktor Doppelbelastung

Eine weitere Ursache für die besondere Anfälligkeit für die Herzkrankheiten könne in der Doppelbelastung von Frauen liegen. "Wenn man bezahlte und unbezahlte Tätigkeiten zusammenrechnet, arbeiten Frauen 90 Stunden die Woche, Männer aber nur 60", ergänzte die Wissenschafterin.

Studien

Für die Studie untersuchten schwedische ForscherInnen zehn Jahre lang 600 Frauen im Alter von 30 bis 65 Jahren. 300 Frauen waren mit einem akuten Herzinfarkt in Stockholmer Kliniken gebracht worden, 300 weitere waren gesund und wurden nach einem Zufallsprinzip ausgesucht.

Die schwedischen Forschungsergebnisse seien sicher auf Deutschland übertragbar, ergänzte Hans-Christian Deter von der Charite. In der Studie seien erstmals die biologischen Auswirkungen sozialer Netzwerke nachgewiesen worden. In Deutschland würden Untersuchungen mit ähnlichen Schwerpunkten folgen.

Familien-Stress für Frauen schlimmer

Laut der Stockholmer Studie empfinden Frauen Stress in Partnerschaft und Familie in weitaus höherem Maße belastend als Männer. "Männer klagen zu 80 Prozent über Arbeitsstress. Doch selbst berufstätige Frauen empfinden Familienstress als weitaus schlimmer", sagte Orth-Gomer.

Unter koronarer Herzkrankheit versteht man die durch verengte Herzkranzgefäße verursachte Mangeldurchblutung des Herzmuskels. Die Folgen sind Herzenge (Angina pectoris) mit dadurch ausgelösten Brustschmerzen sowie ein Herzinfarkt. Zu den Risikofaktoren zählen erhöhte Blutfette, Stress, Rauchen, Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck. (APA)