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Bernhard Ludwig: "Gelegenheit macht Liebe."

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Was unter Politikern passiert, kommt auch auf den Rest der Bevölkerung zu, meint Bernhard Ludwig im Gespräch mit Conrad Seidl: Starke Frauen wählen starke Männer - schwache Männer bleiben über. STANDARD: Wird die Politik zu einer Partnervermittlung?

Ludwig: Die Politiker sind einander ähnlich, weil sie statusmäßig gleich sind. Das ist ja schon anders, als wenn sich eine Frau einen Partner suchen muss, der statusmäßig unter ihr ist. Früher hat 's das nicht gegeben, weil die Politik damals ein Bubenklub war. Aber was soll denn eine Politikerin machen? Die tut sich doch schwer, einen Mann zu finden, der ebenso eloquent und gebildet ist.

STANDARD: Es ist also primär ein Problem der Frauen?

Ludwig: Evolutionsgeschichtlich gesehen: Ja. Eine Frau, die nicht heikel war bei der Partnerwahl, hat ihre Gene verschwendet, das ist so in der Evolution. Frauen haben kein Problem, einen starken Partner zu wählen - Männer haben das Problem. Starke, erfolgreiche Frauen und Underdogs aus der Männerwelt kann man auch nicht sinnvollerweise zusammenbringen - die fangen miteinander nix an.

STANDARD: Der Status einer emanzipierten Politikerin ist also wichtiger als ihre politische Orientierung?

Ludwig: Da spielt die "Farbe" gar keine Rolle. Studien in amerikanischen Studentenheimen haben gezeigt: Dort treffen sich Leute mit ähnlichen Interessen und ähnlichem Background. Der wichtigste Faktor dafür, wer mit wem geht, ist: Wie nahe liegen die Zimmer beieinander. Also: Gelegenheit - und Gelegenheit macht Liebe.

STANDARD: Über Parteigrenzen hinweg?

Ludwig: Natürlich: Wenn die in Ausschüssen zusammensitzen, dann bedeutet das doch vielleicht mehr Kontakt als sogar mit eigenen Fraktionskollegen.

STANDARD: Es wählt aber die Politikerin, nicht der Politiker?

Ludwig: Sonst müsste sie einen sozialen Abstieg in Kauf nehmen - Frauen wollen hinauf. Wir Männer haben das nicht. Und viele Männer verschwinden ja zu pflegeleichten Tussis.

STANDARD: Hat der männliche Politiker ein Rollenbild wie Bill Clinton und Monica Lewinsky? Und: Wenn das für Männer befriedigend ist - warum wählen sie dann doch eine selbstbewusste Politikerin statt einer schwachen Praktikantin?

Ludwig: Wir Männer nehmen alles. Wir nehmen auch gute Frauen. Die Evolution ist da grausam. Partnerwahl ist keine Großhirn-Angelegenheit, sondern wir sind die Tamagotchis unserer Gene, die sagen: "F*ck!" - und wir müssen's machen. Natürlich kann man das über Erziehung beeinflussen, aber wir funktionieren über viele Jahrmillionen nach dieser Art und Weise.

STANDARD: Politiker funktionieren als Produkt ihrer Gene? Ludwig: Gene - und Gelegenheit, das ist viel stärker als der Unterschied zwischen den Parteien. Die haben potenzielle Partner oder Partnerinnen in ihrem Arbeitsbereich - und engeren Kontakt als mit den Bürgern, die sie zwar treffen, aber meist nicht lang genug für eine Partnerschaft. (DER STANDARD, Printausgabe, 24.6.2004)