Opferzahl nach Angriffen in Inguschetien steigt auf knapp hundert
Amnesty wirft Armee und Rebellen Menschenrechtsverletzungen vor – mit Kommentar der anderen
Redaktion
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Nasran/Straßburg - Der Angriffen von Rebellen in
Inguschetien sind nach Angaben vom Mittwoch beinahe hundert Menschen
zum Opfer gefallen. Die Behörden der Kaukasusrepublik gaben die Zahl
der bestätigten Todesfälle mit mindestens 95 an. Die Mehrzahl der
Opfer habe den Sicherheitskräften angehört, doch seien auch mehrere
Dutzend Zivilisten bei der Angriffserie in der Nacht zu Dienstag
getötet worden. Amnesty international (ai) warf der russischen Armee
und den Rebellen in Tschetschenien vor, massiv die Menschenrechte zu
verletzen. "Extralegale Hinrichtungen, willkürliche Verhaftungen,
Folter und Misshandlungen" seien dort "trauriger Alltag", kritisierte
die Menschenrechtsvereinigung in Berlin.
Dutzende Menschen lägen noch verletzt in Hospitalen, teilten die
Behörden weiter mit. Auf der Jagd nach den Tätern und Hintermännern
seien fünf Verdächtige festgenommen worden, sagte der inguschetische
Interims-Innenminister Beslan Chamchojew. Drei von ihnen hätten
"angefangen, zu sprechen".
Menschenrechtsverletzungen nehmen zu
Laut ai nehmen die von russischen Soldaten und tschetschenischen
Kämpfern begangenen Menschenrechtsverletzungen nun auch in der
Nachbarrepublik Inguschetien zu; es müsse eine Ausweitung des
Tschetschenien-Konflikts befürchtet werden. Von der von Moskau und
pro-russischen Tschetschenen verkündeten "Normalisierung" der Lage in
Tschetschenien könne keine Rede sein.
Bei einer Anhörung im Straßburger Europarat zur Lage in
Tschetschenien und Inguschetien prangerten Mitarbeiter von ai
besonders das Klima der Straffreiheit an. "Die Leute gestehen offen,
dass sie Verbrechen begangen haben", schilderte die Russland-Expertin
bei der französischen Sektion von ai, Anne Nerdrun. "Sie sagen zu den
Dorfbewohnern: Wir haben Ihren Sohn entführt und getötet, aber wir
werden nicht bestraft". Diese Situation sei "absolut schrecklich."
In Sibirien nahm die russische Polizei unterdessen zehn Islamisten
fest, die Anschläge geplant haben sollen. Die Mitglieder der in
Russland verbotenen islamistischen Gruppe Hizb ut Tahrir ("Partei der
Befreiung") seien in der sibirischen Region Tjumen gefasst worden,
meldete die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Den
Verdächtigen werde die Verbreitung von ethnisch und religiös
motiviertem Hass und "Terrorismus" vorgeworfen. Sie sollen zudem
versucht haben, sich illegal Waffen zu beschaffen. Das Oberste
Gericht in Moskau hatte die Hizb ut Tahrir im vergangenen Jahr als
Terrororganisation eingestuft und verboten. In den meisten westlichen
Ländern ist die Gruppe, die sich für die Wiedererrichtung des
Kalifats einsetzt, dagegen erlaubt. (APA)
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